Rezension

Überspitzter Rückblick auf Kowalskis brutale, aber doch herzliche Familie. Mögen es ihm die Ruhrpottler verzeihen. :-)

So zärtlich war das Ruhrgebiet - Laabs Kowalski

So zärtlich war das Ruhrgebiet
von Laabs Kowalski

Worum geht es?

Laabs Kowalski schildert seine Kindheit von Ende der 60er Jahre bis Anfang der Achtziger Jahre. Er wuchs im Ruhrgebiet auf und tut sein bestes um seine sicherlich skurrile Familie noch skurriler wirken zu lassen.

Nicht immer, eher sogar recht wenig, nimmt er dabei Bezug zum Ruhrgebiet.

Und nicht immer darf man das, was er über seine prügelnde, qualmende, saufende und Skat kloppende Familie schreibt wortwörtlich nehmen.

Der Autor überspitzt seine Familie auf dramatische Weise und so ergeben sich irrwitzige Situationen, von denen man sich ernsthaft wünscht, dass sie nicht so stattgefunden haben mögen.

Kowalski beschreibt seine Familie eigentlich eher als Saubande.

In diesem Buch gibt es keine romantisierte Ruhrgebiets Idylle. Nein, seine Figuren sind brutal, ein wenig asozial, überdurchschnittlich angriffslustig, auch innerhalb der eigenen Familie. Besonders die Brüder und Onkels kriegen sich gerne mal in die Köppe. Dafür sind die Laabs aber auch an den richtigen Stellen herzlich und ihrem Sohn/Neffen  in schwierigen Situationen immer eine Stütze.Denn hier ist Blut eben immer noch dicker als Wasser, und das lässt der Autor durchaus sehr gut durchscheinen.

Der Schreibstil:

Gestört wird der Rückblick auf seine Zeit ein wenig durch die abgehackte Erzählform.

Mir hat sich während des Lesens nicht ganz erschlossen, ob Kowalski als Erwachsener zurückschaut, oder ob er aus der Sicht eines Jungen, schreibt, der gerade eben erst diese skurrilen Dinge durchlebt hat.

Die Absätze sind teils naiv formuliert und recht kindlich hintereinander aufgelistet, wie Kinder eben erzählen würden, was ihnen gerade in den Kopf kommt.

So springt Kowalski zwischen verschiedenen Begebenheiten ohne Übergang und manchmal auch ohne eine Begebenheit auszuformulieren. Der Leser bleibt manchmal mit seinen Gedanken allein auf weiter Flur.

Des Weiteren gibt es viele Verweise auf die Bands und Fernsehserien dieser Zeit. Ein Leser in Kowalskis Alter wird sie wahrscheinlich alle kennen. Für „Spätgeborene“ wird das den Lesefluss deutlich ausbremsen.

Zum Ruhrgebiet, wie gesagt, gibt es recht wenig Bezug. Es werden Ortsteile, oder Straßennamen genannt in denen sich Laabs und Freunde bewegt haben, aber das war es dann auch schon.

 

Fazit:

Wer romantisierte Ruhrpott Idylle erwartet wird maßlos enttäuscht.
Wer sich auf ein ganz persönliches, sehr überspitztes Familienprofil eines Individuums wie Laabs Kowalski einlässt kann über diese bekloppte Familie durchaus lachen.

Dieses Buch empfehle ich daher eher dem satirischen Publikum, denn dem Leser, der einen verklärten Blick auf sein heißgeliebtes Ruhrgebiet werfen möchte.

Der Punktabzug geht an den holprigen Erzählstil und der ausufernden Aufzählung von Bands und Serien. Ansonsten 4 Sterne für die irrwitzige Unterhaltung.