Rezension

Durchaus unterhaltsam und solide, aber auch noch Luft nach oben vorhanden

Berufen - Nico Abrell

Berufen
von Nico Abrell

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzbeschreibung:
Als Lucas von Albträumen heimgesucht wird, redet er sich ein, dass es keine große Sache sei und dass das schon mal vorkommen könne. Doch mit jeder weiteren Nacht verschlimmern sich die Träume und scheinen immer realer zu werden. Jedes Mal sieht er das Gleiche: Eine wunderschöne Frau, leidend und gefangen in Flammen. Und als plötzlich der griechische Gott Hermes vor seiner Nase auftaucht, ist ihm klar, dass sein altes Leben längst der Vergangenheit angehört. Die Geschichte eines Jungen, dessen Schicksal durch die griechische Mythologie schlagartig verändert wird.

Meinung:
Ich muss ja sagen, dass mich sowohl Cover, als auch Klappentext sofort angesprochen haben. Ich mag Geschichten die sich mit Mythologie beschäftigen ja recht gerne, weshalb ich von Beginn an sehr neugierig war.

Der Start in die Geschichte ist eher etwas gediegen. Man hat als Leser viel Zeit Protagonisten Lucas und sein Leben kennenzulernen. Da dabei schon einige merkwürdige Gegebenheiten auftreten, wird man schon bald von der Neugier übermannt, was denn alles dahinter steckt. Dabei sind einige Wendungen zwar etwas vorhersehbar, aber manche Entwicklungen haben mich auch wirklich überrascht.

Der Plot an sich ist relativ solide und kann durchaus unterhalten. Es ist kein mythologisches Vorwissen nötig, da der Autor sich auf das Nötigste beschränkt und dabei auch alles nochmal kurz und bündig erklärt. Es gibt verschiedene Stationen, die Lucas auf seinen Weg durchlaufen muss und diesen wird in der Gesamtbetrachtung schon immer relativ viel Zeit gewidmet. Umso eigenartiger fand ich es, dass das große Finale dann eher ziemlich schnell und locker abgehandelt wurde. Das hat vom Stil her irgendwie nicht ganz zum Rest gepasst.

Protagonist Lucas ist gut erarbeitet, aber definitiv ein richtiger Teenager. Er ist durch seine Macken auf jeden Fall authentisch, wenn auch nicht immer unbedingt extrem sympathisch. Teilweise nimmt er die Veränderungen in seinem Leben etwas zu schnell hin, aber bei anderen Situationen versteift er sich in etwas unnötige Wut.

Erzählt wird die Geschichte größtenteils aus der Ich-Perspektive von Lucas. Im späteren Verlauf gibt es auch noch vereinzelt Kapitel aus anderen Sichten, wobei der Wechsel deutlich gekennzeichnet wird und es somit keine Verwirrungen gibt.

Verwirrungen gab es bei mir aber öfters durch die manchmal etwas undeutlich gekennzeichneten Unterscheidungen zwischen Lucas Gedanken und seinen direkten Aussagen. Beide sind sich ziemlich ähnlich und wenn im Text nicht direkt dabei stand, dass es ein Gedanke war, bin ich da manchmal schon durcheinander gekommen.

Auch noch nicht so ganz rund ist der Schreibstil der Geschichte. Er ist teilweise unstet und manchmal einfach noch etwas holprig. Es ist nicht immer ganz so einfach sich komplett in die Geschichte zu vertiefen, da der gewisse Sog noch etwas fehlt. Aber man darf nicht vergessen, dass der Jungautor dieses Werkes erst 15 Jahre alt ist und in diesem Alter solch ein Buch zu schreiben verlangt mir allen Respekt ab.

Fazit:
Eine solide Fantasygeschichte die durchaus unterhalten kann und ihren Reiz hat. Jedoch ist in allen Bereichen noch Luft nach oben vorhanden. Nichtsdestotrotz habe ich keine Sorge, dass der Autor an den Mängeln arbeiten wird, denn wenn man mit 15 Jahren schon solch einen Roman schreiben kann, ist wirklich sehr viel Potential erkennbar. Für „Berufen – Gefangen in Flammen“ vergebe ich auf jeden Fall gute 3 Sterne.