Rezension

Zu unrecht vergessen

Ein Erbe am Rhein - Erster Band - René Schickele

Ein Erbe am Rhein - Erster Band
von René Schickele

Bewertet mit 5 Sternen

Schickeles Romantrilogie (Maria Capponi, Blick auf die Vogesen, Der Wolf in der Hürde)stellt die wechselhafte Geschichte des Elsaß anhand der Figur des Clauss von Breuschheim dar. Aus dem Wunsch nach Eigenständigkeit für seine Heimat eckt er stets mit der jeweiligen Staatsmacht, sei es das Deutsche Reich, sei es Frankreich, an, die das Elsaß zu einem festen Bestandteil ihres Landes machen will, es damit aber seiner Identität beraubt. Wohin das führt, sieht man am Beispiel des Bruders Clauss`, der erst deutscher, dann französischer Nationalist ist, um letztendlich unglücklich Selbstmord zu begehen. Clauss steht demgegenüber für eine Vision, in der das Elsass die Brücke einer Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich darstellt. Eingearbeitet ist dies alles in diverse Liebesbeziehungen Clauss`, die alles andere als trivial sind.
Die fortschrittlichen Ansichten des Pazifisten Schickele waren seiner Zeit weit voraus, so dass es nicht verwundert, dass seine Schriften von den Nationalsozialisten verboten wurden und er Deutschland verlassen musste. Ironischerweise galt er, der Elsässer, im französischen Exil als Ausländer.
Schickele ist sicher keiner der ganz Großen der deutschen Literatur, aber mehr Aufmerksamkeit hätte er schon verdient. Bemerkenswert ist die Sprache seiner Romane, die für heutiges Empfinden oft schwärmerisch, bei der Beschreibung der Natur schwelgerisch ist.

 

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 15. Oktober 2015 um 11:11

Schön, dass so ein Buch hier rezensiert wird! Schickele habe ich nie gelesen, aber andere Werke der Exilliteratur, und er wurde immer mal wieder erwähnt.