Rezension

Widerwärtig!

Der Kreuzworträtselmord - Kerstin Apel

Der Kreuzworträtselmord
von Kerstin Apel

Bewertet mit 1 Sternen

Die junge Journalistin Shiva aus Berlin unterbricht ihren Winterurlaub in Oberhof, denn ihr Chef schlägt Alarm: Die Verkaufszahlen ihres Blattes sinken rapide! Deshalb erhalten die Redakteure die Aufgabe, sich mit lange zurückliegenden Kriminalfällen zu befassen und gleichzeitig den Auftrag, neue Informationen ans Tageslicht zu bringen. Shiva wird der sogenannte „Kreuzworträtselmord“ zugeteilt. 1981 wurde in Halle-Neustadt ein kleiner Junge umgebracht. Seine Leiche fand man in einem Koffer am Bahndamm. Auf die Spur des Täters gelangten die Ermittler nur, weil sich im Koffer ausgefüllte Kreuzworträtsel befanden. Der Täter wurde nach aufwändiger Ermittlungsarbeit gefasst, schließlich verurteilt und befindet sich inzwischen wieder in Freiheit. Wie soll Shiva in diesem abgeschlossenen Fall noch neue Fakten sammeln? Sie glaubt selbst nicht daran, doch schließlich kommt sie hinter ein ebenso gut gehütetes wie grausames Geheimnis…

Schon im Vorfeld schlugen die Wellen hoch: Nicht Wenige forderten, das Buch „Der Kreuzworträtselmord – Die wahre Geschichte“ von Kerstin Apel müsse man verbieten. Es folgten Drohungen gegen die Autorin und den Verlag, Lesungen wurden abgesagt. Das Buch befasst sich mit dem Fall des 1981 in Halle-Neustadt ermordeten Lars Bense. Das ist insofern kein Novum, denn auch der Kriminalist Hans Girod sowie Erfolgsautor Kai Meyer haben sich dem Kreuzworträtselmord bereits in Buchform gewidmet. Das Pikante an diesem neuen Werk ist, dass die Autorin gleichzeitig die Ex-Freundin des Täters ist. Nach über 30 Jahren bekennt Frau Apel, zu der abscheulichen Tat, die sich in der Wohnung ihrer Mutter ereignete, hinzugekommen zu sein und bei der Beseitigung der Leiche des kleinen Jungen – widerwillig zwar, aber immerhin – geholfen zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb gegen Kerstin Apel.

Meine Intention war es, das Buch objektiv zu bewerten und mich möglichst nicht von der aktuellen Debatte um Frau Apel beeinflussen zu lassen. Ihr Erstlingswerk ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Abschnitt macht sie uns mit ihrer Hauptfigur, der Journalistin Shiva bekannt. Seit Nina Hagens nahezu gleichnamige Tochter in der Öffentlichkeit steht, sollte den Leser dieser Name nicht mehr befremden, dennoch: Ich finde ihn reichlich aufgesetzt. Hinzu kommt, dass Shiva keinen Nachnamen hat und albernerweise stets mit „Frau Shiva“ angesprochen wird. Die Journalistin wirkt künstlich, bemüht und alles andere als sympathisch. In der Krimihandlung erkennt man ansatzweise Potential, obwohl das Geschehen eher seicht dahinplätschert. Im zweiten Teil habe ich hingegen mehrfach überlegt, das mit 155 Seiten sehr schmale Büchlein abzubrechen. Die auf den tatsächlichen Ereignissen basierenden Schilderungen der Ex-Freundin des Täters – im Buch Susanna genannt – konnte ich nur schwer ertragen. Sie beschreibt den grausamen Todeskampf des kleinen Lars, ist in erster Linie besorgt um die blutbesudelte Wohnungseinrichtung, für die die Mutter doch so schwer schuften musste und wäscht sich gebetsmühlenartig damit rein, dass sie mit all dem nichts zu tun hat. Ganz ehrlich: Selbst wenn es ein Roman ist – die Tatsache, dass die Ex-Freundin des Täters darin ihre persönlichen Erfahrungen niederschreibt, macht das Buch in gewisser Weise auch zu einem authentischen Bericht. Und zwar zu einem, den man als Leser nur schwer verarbeiten kann! Aus meiner Sicht hat das mit der Aufarbeitung von Erlebtem nichts zu tun. Der zweite Teil ist widerwärtig und muss für die Angehörigen des Opfers furchtbar sein. Es bleibt zu hoffen, dass sie dieses Buch nicht lesen!