Rezension

Kindermafia

Missbrauchte Seelen
von Stephan Leenen

Bewertet mit 5 Sternen

Kindermafia

Der Berliner Hauptkommissar Ralf Ziether musste sich auf eigenen Wunsch nach einem besonders belastenden Fall eine Auszeit nehmen, um mit Hilfe eines Therapeuten das Geschehene zu verarbeiten. Nach einem Vierteljahr fühlt er sich wieder stark genug für einen Wiedereinstieg. Zusammen mit der sympathischen Kollegin Britt Bredehorst soll er dem systematischen Kinderhandel aus dem osteuropäischen Raum auf die Spur kommen. Brisanterweise wird ein Maulwurf in den eigenen Reihen vermutet, so dass äußerste Vorsicht geboten ist.

Die Erzählperspektive wechselt dann laufend zu der eines verschleppten Mädchens beziehungsweise zu einem afrikanischen Sportfunktionär, der sich wegen diffuser Rachegelüste in dem kriminellen Gestrüpp verfangen hat. Auf diese Weise ergeben sich einige Nebenerzählstränge, die spannend das Wüten der deutschen Kolonialmacht in Afrika ausleuchten, oder aber auch schonungslos das entwürdigende Schachern um Stimmen bei der Ausrichtung internationaler Sportwettkämpfe anprangern.

Dieser Krimi ist sehr vielseitig, wobei die Charaktere der beiden Ermittler erfrischend natürlich bleiben. Es werden keine Schrullen in den Vordergrund geschoben, um die Personen künstlich interessant zu machen und ihre Ermittlungsarbeit wird genauso dargestellt, wie sie wahrscheinlich in der Realität tagtäglich vonstatten geht, nämlich akribisch und in kleinsten Erfolgsschritten bis der grosse Durchbruch kommt.

"Missbrauchte Seelen" von Stephan Leenen ist ein Krimi, der einen nicht loslässt, vor allem, weil der skrupellose Umgang der Kindermafia schonungslos beschrieben wird und mit Sicherheit nicht weit von der Realität entfernt ist.