Rezension

spannender Auftakt

Die Barke des Re - Das Geschenk des Osiris - - Anke Dietrich

Die Barke des Re - Das Geschenk des Osiris -
von Anke Dietrich

Bewertet mit 5 Sternen

„...Bedenke, mein Sohn, wenn die Götter sich von diesem Land abwenden, wenn das Chaos über die Maat siegt, dann ist Kemi dem Untergang geweiht...“

 

Die Geschichte beginnt in der Gegenwart. In Ägypten besucht eine Gruppe von Touristen das Grabmal einer Baumeisterin unter Ramses VII. Einem 14jährigen Jungen fällt auf, dass darin Bilder getilgt wurden Es sind die Bilder von Mann und Sohn. Was ist damals passiert, das zu dieser harten Strafe, der völligen Auslöschung, führte?

Dann darf ich eintauchen in das Ägypten von Ramses VI. Die Tage des Pharaos sind gezählt. Sein Herz wird nicht mehr lange schlagen. Der Thronfolger beordert im Auftrag des Pharaos Amunhotep zum Tempel des Osiris. Ihm sind Gerüchte über Unterschlagungen zu Ohren gekommen.

Holzhandel für die Baustellen des Pharao ist ein lohnendes Geschäft. Um seinen Konkurrenten töten zu lassen, schickt Senbi seine Sklavin Satra mit Gift zu ihm. Der aber wurde gewarnt. Bedeutet dies das Todesurteil für Satra? Wer ist die junge Frau, die eigentlich Sarah heißt?

Die Autorin hat einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Die Handlung hat mich schnell in ihren Bann gezogen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Detailgenau wird das Leben am Hofe des Pharaos, aber auch bei Händler und im Tempel beschrieben. Dabei zeigt sich, dass hinter den hohen Mauern manches passiert, was verboten ist. Es gibt exakte Vorgaben, wie Sklaven zu behandeln und notfalls zu bestrafen sind.

Auch im Tempel der Osiris geht vieles vonstatten, dass das Licht der Öffentlichkeit scheut. Ipuwer, bisheriger zweiter Mann, hofft nach dem Tod des Oberpriesters auf dessen Stelle. Doch der Pharao entscheidet anders. Damit gibt sich Ipuwer nicht zufrieden. Geschickt integriert, manipuliert und erpresst er.

Satra spielt von Anfang an eine geheimnisvolle Rolle. Scheinbar ist es Senbi gelungen, sie zu brechen. Sie hat sich zwar untergeordnet, aber erst nach und nach zeigt sich, dass sie weit mehr kann, als bisher von ihr verlangt wird. Allerdings ist sie vielen suspekt, denn sie verkündet in der Gerichtsverhandlung offen, dass sie an keine Götter glaubt.

Die Geschichte bedient mehrere Handlungsstränge. Während Ramses VII: Krieg gegen Libyen führt, wird vom Wesir des Pharaos nach dem Verkäufer des Giftes gesucht, das Sara bei sich hatte. Gleichzeitig muss Amunhotep das Leben im Osiris-Tempel wieder in geordnete Bahnen lenken.

Obiges Zitat stammt von Pharao VI. Er hat es seinen Sohn mit auf den Weg gegeben. An anderen Stellen zeigt sich die bildhafte Sprache der Autorin, wie das folgende Zitat beweist.

„...Amuns Atem spielte in den Wipfeln der Palme und verfing sich im Schilf der Uferböschung...“

Tod und Geburt, Trauer und Neuanfang, Misstrauen und Intrige durchziehen die Handlung. Dabei werden die Protagonisten gut charakterisiert und ihre Emotionen durch ihr Handeln wiedergegeben.

Erstaunt war ich über die hohen Fertigkeiten der Ägypter in der Medizin.

Das Buch beinhaltet auch eine Spur Fantasy. Wo und wie möge der zukünftige Leser selbst herausfinden.

Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie gibt mir einen ausführlichen Einblick in eine lange zurückliegende Zeit, hat interessante Protagonisten und wird spannend erzählt.