Münsterländer reden halt nicht so gerne …
Bewertet mit 5 Sternen
Es gibt in Totenbauer zwei große Handlungsstränge. Einer liegt schon eine Weile zurück, während einer gemeinsamen Urlaubsreise zweier befreundeter Familien auf Kreta. Die beiden Söhne der Familien bringen eine total betrunkenes englisches Mädchen wieder in ihr Apartment und werden dabei tatsächlich von einer Nachbarin aus ihrem Münsterländer Heimatdorf beobachtet. Der zweite ist dann der Mord an dem Mann im Park, seine letzten Worte und was das alles miteinander zu tun hat.
Private Sorgen
Neben all den schwierigen Ermittlungen nagen auch private Dinge an den Ermittlern. Tenbrink plagt sich immer noch mit Erinnerungslücken, teilweise offenbar auch mit falschen Erinnerungen, sogenannte Deckerinnerungen. So nennt es jedenfalls die Psychologin zu der er geht - das aber immer mehr Erinnerungsfetzen auftauchen, ob nun falsche oder nicht, verursacht jede Menge Probleme. Trotz seiner immer noch häufig auftauchenden Lücken, zum Teil von erschreckender Größe, ermittelt er ein bisschen nebenher.
Vertrautheit
Da er aus der Gegend stammt, fällt es ihm viel leichter mit den Leuten ins Gespräch zu kommen und er erfährt auch so einiges. Viele Dinge dabei sind aber wohl eher nicht “Westfalenspezifisch” - dass man in Kleinstädten und Dörfern ein bisschen mehr über den anderen weiß, ist in Bayern oder Thüringen nicht wirklich anders :-) Aber auch Maik Bertram hat mit Gespenstern und realen Personen aus seiner Magdeburger Vergangenheit zu kämpfen.
Erkenntnis
Die Erkenntnis aus all diesen Dingen, den privaten Problemen der Ermittler und dem aktuellen Mordfall lautet: Redet miteinander! In diesem Fall hätte es diverse Leben retten können und andere Leben erleichtern können. Aber der Westfale an sich ist ja nicht unbedingt als redseliger Geselle bekannt,deshalb haben sich die Dinge so entwickelt wie sie es getan haben und haben uns einen weiteren wunderbaren Krimi beschert :-)
Komplex bis kompliziert
Eine sehr komplexe, manchmal auch ein bisschen komplizierte, Geschichte bildet in Totenbauer die Grundlage und das Gerüst für Handlungen etlicher Charaktere. Eigentlich war jeder ihnen wirklich gut und glaubwürdig geschildert, ihre Handlungen fand ich weitestgehend alle gut nachvollziehbar und logisch. Auch das ziemlich dramatische Ende war ähnlich grandios wie in seinem Vorgängerband Galgenhügel. Für den Sommer 2019 ist ein weiterer Teil mit Tenbrink & Betram angekündigt - ich freu mich jetzt schon drauf :-)
Mein Fazit:
Totenbauer ist der zweite Münsterland-Krimi und hat mich ebenso begeistert, wie der erste Teil. Solide, spannend, komplex und mit viel Lokalkolorit hat er widerum meine Herz erobert :-) Jetzt warte ich dringend auf mehr davon!