Rezension

Ein interessanter Einblick

Mein Huren-Manifest - Undine de Rivière

Mein Huren-Manifest
von Undine de Rivière

Bewertet mit 4 Sternen

Immer mal wieder faszinieren mich Berichte und Biographien mit außergewöhnlichen Lebensentwürfen und Erfahrungen. Voller Neugierde stieß ich auf das Buch mit dem provokanten Titel von Undine de Riviere.

Vorweg muss man zu diesem Buch sagen, dass es sehr politisch ist. Wer pikante Einblicke in den Arbeitsalltag einer Prostituierten - oder im Falle von Undine de Riviere einer Domina – haben will, wird sich mit einem recht kurzen Abriss begnügen müssen.
Das Huren-Manifest von de Reviere beleuchtet die politischen und Arbeitsbedingungen und Stigmata, denen Prostituierte ausgesetzt sind. Dies gestaltet sie aber sehr einfühlsam, dass man als Leser in etwa die Gepflogenheiten und die Lage der in diesem Gewerbe arbeitenden Frauen nachvollziehen kann. Sie lässt in ihrem Buch zudem viele andere Menschen zu Wort kommen, Freier/-innen, andere Prostituierte, Politiker/-innen und Aktivisten/-innen. Es ist, wie gesagt, ein sehr politisches Buch, mit einer Analyse einer Bewegung und der Darstellung eines Berufs, der für Otto-Normal-Verbraucher verrucht und bisweilen exotisch vorkommt, und mit dem man normalerweise so gar keine Berührungspunkte hat.

Das Buch ist alles in allem jedenfalls ein schöner Einblick in eine ganz andere Welt.

Kommentare

Emswashed bemerkte am 10. Januar 2019 um 07:01

Schöne Bücher, die Du liest. Ein Buch über Prostitution, welches nicht die Sensationsgier befriedigt, wäre auch auf meiner Wellenlänge, hätte ich aber unter diesem Titel nicht vermutet.

Paperboat kommentierte am 10. Januar 2019 um 15:45

Wie gesagt, das Buch beschäftigt sich vorrangig mit der politischen Lage der Prostituierten. Es "räumt" zwar nicht auf, erklärt aber wirklich gut wie die Prostitution eigentlich von anderen Berufen komplett abgegrenzt wird; Sonderbesteuerungen, Reglementierungen, Sonderregeln, willkürliche behördliche Auflagen an Betriebe, und dabei haben die Frauen dort nicht halb so viele Möglichkeiten wie jemand aus einem regulären Beruf. Mich hat es jedenfalls sehr bereichert mal etwas zu lesen, das den Blick nicht nur aus der Besucherritze eines Bordellbetts richtet.