Rezension

Historischer Krimi

Die Frau aus Oslo - Kjell Ola Dahl

Die Frau aus Oslo
von Kjell Ola Dahl

Bewertet mit 4 Sternen

„Die Frau aus Oslo“ ist ein historischer Krimi des norwegischen Schriftstellers Kjell Ola Dahl, der als bester Krimi Norwegens 2015 ausgezeichnet wurde.

Die Jüdin Ester kämpft im norwegischen Widerstand. Als sie verraten wird, gelingt es ihr nach Schweden zu fliehen, während ihre Familie deportiert und ermordet wird. Zur gleichen Zeit wird ihre Freundin Ase, die mit dem Widerstandskämpfer Gerhard Falkum eine gemeinsame Tochter – Turid – hat, auf brutale Weise ermordet. Gerhard wird des Mordes an Ase verdächtigt, flieht ebenfalls nach Schweden, später in die Vereinigten Staaten. Der Fall wird nicht näher verfolgt. 1967 kehrt Gerhard unter dem Vorwand seine Tochter Turid kennenlernen zu wollen zurück.

Der Krimi hat Handlungsstränge in drei verschiedenen Zeitebenen – 1942, 1967 und 2015 – und der Hauptteil der Ereignisse findet in den Jahren 1942 und 1967 statt. Durch den Wechsel zwischen den Zeitsträngen und aufgrund der zahlreichen Charaktere benötigt man beim Lesen ein wenig Konzentration. Bereits zu Beginn werden zahlreiche Fragen aufgeworfen, wodurch eine gewisse Spannung erzeugt wird.  

Die Stimmung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges ist sehr bedrückend und die Angst der Menschen ist spürbar. Keiner weiß wem er trauen kann und es hat mich immer wieder fassungslos gemacht wozu Menschen fähig sind. Aber auch 25 Jahre später schleichen die Protagonisten umeinander herum, keiner traut dem andern und es bleibt die Frage, was damals wirklich passiert ist. Dem Autor ist es sehr gut gelungen, die Angst und das vorherrschende Misstrauen zu transportieren.

Der Schreibstil ist flüssig, gut verständlich und angenehm zu lesen. Lediglich mit den vielen Straßennamen und Wegbeschreibungen in Norwegen konnte ich - wegen mangelnder Ortskenntnisse - nichts anfangen.

Insgesamt liest sich das Buch spannend und ich habe durchweg über die Zusammenhänge gerätselt. Das Ende gibt Antworten auf die wichtigsten Fragen und war für mich rund und stimmig. Allerdings musste ich mit ein wenig Abstand feststellen, dass einige Fragen aufgeworfen werden, deren Antwort der Fantasie des Lesers überlassen bleibt. Trotzdem habe ich das Buch gerne gelesen und mich gut unterhalten gefühlt.