Rezension

Melodramatischer Stil, faszinierende Charaktere und noch faszinierenderes Konzept

The Picture of Dorian Gray
von Oscar Wilde

Inhaltlich geht es in dem Buch um den jungen Adeligen Dorian Gray, dessen überragende Schönheit von allen angepriesen ist, der aber bisher noch recht unerfahren ist. Er fürchtet sich vor dem Altern und dem Verblassen seiner Schönheit. Doch als er sich wünscht, das Portrait, das sein Freund und Maler Basil Hallward von ihm angefertigt hat, möge an seiner Stelle altern, ahnt er nicht, dass dieser Wunsch Wirklichkeit werden könnte.

Der Stil ist geprägt von einer blumigen, sehr ausufernden und sehr, sehr melodramatischen Sprache, auch in Bezug auf die überschwängliche Emotionalität der Protagonisten. Das kann auf Dauer schnell anstrengend werden und in der Regel fiel es mir schwer, mehrere Kapitel hintereinander zu lesen. Daran hatte mit Sicherheit auch die Altertümlichkeit des Englisch seinen Anteil, aber vor allem der komplizierte, sehr poetische und sehr blumige Stil mit seinen verschachtelten Sätzen.

Auch der Protagonist ist tendenziell anstrengend. Was mit Sicherheit auch bis zu einem gewissen Grad so gewollt ist. Sehr einfältig, sehr naiv, sehr selbstverliebt, sehr oberflächlich und leicht zu beeinflussen. Dieses Buch ist nicht unbedingt darauf ausgelegt, die Charaktere zu mögen. Manche ihrer Ansichten sind so unbegreiflich, dass ich eher fassungslos mitverfolgte, wie sie vorgingen. Und obwohl somit viele Charaktere tendenziell auch eher unsympathisch sind, sind sie deswegen gleichzeitig auch irgendwie ungemein faszinierend, und darin liegt eine Qualität des Buches.

Was mich persönlich an dem Buch am meisten faszinierte, ist die Idee und das Konzept dahinter. Das alles ist ziemlich interessant und irgendwie cool und irgendwie gruselig und für mich durchaus ein Grund, dieses Buch zu lesen. Zentrale Themen sind Leidenschaften, der Sinn des Lebens, die Art, wie man es führt, aber eben auch die Frage nach Moral und Schuld. Und noch so viel mehr.