Rezension

Ist das Aussehen eines Menschen wichtig, wenn Du Dich bereits in seine Persönlichkeit verliebt hast?

Liebe und der erste Blick - Josh Sundquist

Liebe und der erste Blick
von Josh Sundquist

Bewertet mit 4 Sternen

Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, weil mich die Thematik auf Anhieb angesprochen hat: Ein blinder Junge erhält sein Augenlicht zurück und muss feststellen, dass seine Freunde sie über das Aussehen seines Schwarms angelogen haben. Wie reagiert er? Vermittelt das Buch die richtige Botschaft?

Durch den Klappentext – „Ist es überhaupt entscheidend, wie Cecily aussieht? Eigentlich nicht. Aber warum fühlt sich Will dann so betrogen?“ – hatte ich da so meine Zweifel, weil es doch irgendwie so klingt, als wäre Will oberflächlich. Ha, tja. Ich denke, es reicht, wenn ich sage, dass ich selten von so einem süßen, lieben und einfühlsamen Protagonisten gelesen habe, der noch dazu immer die richtigen Worte findet. Ich wundere mich nicht, dass sich Cecily in ihn verliebt hat.

Ich habe das Buch in einem Tag durchgesuchtet, weil durch das Rätsel um Cecilys Aussehen viel Spannung aufgebaut wird. Anfangs dachte ich, der Autor legt ein paar Fährten, damit man sich schon eine Ahnung zurechtlegen kann (auch wenn man die sowieso hat), letztendlich erfährt man aber erst, was los ist, wenn der Autor will, dass man es weiß. Damit lässt er sich bis fast zum Ende Zeit, wodurch sich die Spannung auch erst am Schluss legt. Diese besteht natürlich auch darin, dass man wissen möchte, wie Will auf die kleinen Lügen seiner Freunde reagiert. Hier wird zum Glück die wichtige Botschaft vermittelt, die ich mir erhofft habe.

Neben der süßen Geschichte um Will und Cecilys Freundschaft, die sich durch kleine Andeutungen langsam aber sicher in eine Liebesgeschichte verwandelt, erhält man viele interessante Einblicke in den Alltag eines Blinden und spannende Informationen zu dem Ablauf nach der Operation, die Will sein Augenlicht zurückgeben soll (wobei „zurückgeben“ vielleicht das falsche Wort ist, da er von Geburt an blind ist). So leicht, wie man sich das vorstellt (er wird operiert und auf einmal kann er sehen), ist es leider nicht. Im Gegenteil: Es ist ganz schön anstrengend und mit viel Arbeit und Geduld verbunden, weil das Sehen überhaupt erstmal gelernt werden muss. Das klingt für uns Sehende schwer nachvollziehbar, aber Josh Sundquist gelingt es, uns die Thematik verständlich und mit anschaulichen Vergleichen näherzubringen. Man merkt, dass sich der Autor sehr intensiv damit auseinandergesetzt hat.

Fazit

Ein wunderbares Jugendbuch darüber, worauf es im Leben und in der Liebe wirklich ankommt. Neben der spannenden, süßen Liebesgeschichte gibt es viele interessante Informationen über die Schwierigkeiten, sehen zu lernen, wenn man seit seiner Geburt blind ist. Dadurch gibt es einige bedrückende Momente, die den Leser mit Will mitfühlen lassen, aber mindestens genauso viele schöne, heitere Momente, die dem Leser ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Ein sehr schönes Buch mit wichtiger Botschaft, dem ich 4 Sterne gebe.