Rezension

Unterhaltend, aber sehr unrealistische Geschichte, die pädagogisch ziemlich fragwürdig ist.

Liliane Susewind - Ein Seehund taucht ab - Tanya Stewner

Liliane Susewind - Ein Seehund taucht ab
von Tanya Stewner

Bewertet mit 1.5 Sternen

"Liliane Susewind - Ein Seehund taucht ab" ist der dreizehnte Band der Serie von Tanya Stewner, der bei Fischer KJB erscheint. In den langersehnten Ferien geht es für Lilli und ihren besten Freund Jesahja an die Nordsee. Lilli kann mit Tieren sprechen und deshalb wird auch dieser Urlaub sehr abenteuerlich. An der Küste wurde eine Schutzzone für Seehunde eingerichtet und die Kinder erkennen, dass die Fischer die Seehunde dort vertreiben wollen. Als plötzlich ein Seehundbaby verschwunden ist, machen sich die Kinder auf die Suche. Und die tierischen Helfer sind natürlich auch sofort mit dabei.

Diese Ferien-Geschichte dreht sich um Freundschaft, Mut und Zusammenhalt, aber auch um die Akzeptanz vom Anderssein. Gleichzeitig wird eine Handlung beschrieben, die den Umweltschutz und das Verständnis für die Tiere an der Nordsee in den Vordergrund stellt. Dank Lilli und ihrer Gabe mit den Tieren sprechen zu können, erfährt man, was die Tiere umtreibt und man wird Zeuge, wie sich ein Austerfischer in Lilli verliebt. Das klingt natürlich drollig und sorgt auch für viel Spaß. Die aristokratisch denkende Katze Frau von Schmidt hat eine sehr gestelzte Sprache und ist für Erwachsene recht interessant, Kinder kommen damit vielleicht nicht so gut klar. 

Für wirkliches Wissen über Tiere ist Jesahja zuständig, er weiß viel und wenn nicht, macht er sich schnell schlau. Durch ihn erfährt man, wie sich Robbenmütter verhalten, wenn ihre Jungen von Menschen angefasst wurden, sie lehnen sie generell ab. Das wird im Buch einfach durch Lillis Fürsprache geändert. Das ist leider der falsche Ansatz in einem Kinderbuch. Und das macht mich fast schon wütend. Dieses Buch erfordert sehr viel Erklärungsbedarf durch die Eltern, sonst erweckt es den falschen Eindruck. Auch eine Bootspartie in einem lecken Kanu wird fast lebensgefährlich, es gibt tierische Retter was zwar märchenhaft schön klingt, aber doch wenig mit der Realität zu tun hat.  

  

Während mir die Idee der Tiersprachen sprechenden Lilli sehr gefallen hat und Kinder sich in diese Rolle gern hineinträumen werden, konnten mich einige Dinge nicht überzeugen. Es ist eine positive Seite, Tiere schützen zu wollen, die Existenzsorgen der Fischer werden zwar auch erklärt, aber als sehr negativ abgetan. So können Kinder nicht lernen, das viele Probleme auch von verschiedenen Seiten betrachtet werden müssen. Begeistern konnte mich zwar die resolute Oma, aber welche alte Dame wirft denn mit toten Fischen nach Menschen? Eine Ulknummer, ganz klar, aber damit leider auch nicht ernst zu nehmen, auch nicht für Kinder. Mit Orlando tritt ein transsexueller Mensch aufs Parkett, er möchte viel lieber eine Frau sein und kleidet sich auch so. Dieses Anderssein soll hier für Akzeptanz sorgen, dabei haben Kinder damit meistens gar keine Probleme. Die drohende Scheidung von Jesahjas Eltern belastet ihn sehr, hier wird das Thema nur kurz aufgegriffen und nachdem Lilli ihn tröstet, dass sie Freunde für immer sein werden, ist die Sorge vom Tisch. Ich habe das schlichte Gefühl, dass hier eine Handlung zusammenkonstruiert wird, die möglichst viele Themen abdecken soll. Das merkt man leider, der Erzählfluss ist irgendwie nicht ganz stimmig und ich hätte mir hier weniger Probleme gewünscht, auf die dann aber auch differenzierter und vor allem realistischer eingegangen werden kann. 

 

Von der Sprache her ist das Buch recht einfach zu verstehen und es ist durch die Eigenarten der Tiere sehr unterhaltsam und lustig. Die schönen Illustrationen sind traumhaft schön und werten das Buch auf. Trotzdem konnte mich dieses Lilli-Abenteuer leider nicht überzeugen und ich empfehle Eltern unbedingt, dieses Buch mit den Kindern gleichzeitig zu besprechen. Leider finde ich dieses Buch sehr überzogen, unrealistisch und für Kinder denkbar ungeeignet.