Rezension

Elisabeths schönste Reise

Das Himmelsschiff - Rüdiger Marmulla

Das Himmelsschiff
von Rüdiger Marmulla

Bewertet mit 5 Sternen

„...Dann richteten wir den Blick wieder auf die Landschaft um uns. Lautlos erhoben wir uns. Wir schwebten. Sandsäcke wurden abgeworfen...“

 

Dieses Zitat beschreibt den Start des Luftschiffes Zeppelin LZ 127 nach Rio de Janeiro. Welche Rolle spielt das im Roman?

Eine Familie besucht das Museum in Neu – Isenburg. Die dortige Museumsführerin erzählt ihnen ihre Geschichte.

Alles begann im Jahre 1934. Elisabeth erfährt, dass ihr Vater, ein Ingenieur, den Bau eines Luftschiffhafens in Santa Cruz leiten soll. Deshalb fährt die Familie im Jahre 1935 mit dem Zeppelin nach Brasilien.

Der Autor hat ein berührendes Buch geschrieben. Da die Geschichte aus der Sicht vom Elisabeth erzählt wird, bekommt sie ein besonderes Flair.

Eigentlich deckt das Buch völlig unterschiedliche Themen ab. Einerseits ist es eine exzellente Reisebeschreibung, zum zweiten erfahre ich eine Menge über die Geschichte und die technischen Details eines Luftschiffs, zum dritten nehme ich am Leben an Bord teil und nicht zuletzt werden auf kindlich feine Art Glaubensfragen berührt.

Der Schriftstil ist sehr ausgereift. Das zeigen die fein ausgearbeiteten Gespräche, die technisch gut recherchierten und allgemein verständlich wiedergegebenen Fakten, aber auch die bildhafte Beschreibung der vom Schiff aus zu sehenden Erde.

Elisabeth lernt auf dem Schiff Frederik kennen. Er ist der Sohn eines Pastors. Sein Vater will in Brasilien eine Gemeinde gründen. Frederik versteht es, Elisabeth sehr bildhaft seinen Glauben darzulegen.

 

„...Das größte Geschenk, das uns Jesus bringt, ist Frieden mit Gott. Jesus nimmt uns in seine Arme, und wir haben ein Zuhause bei ihm. So, wie du auch von deinen Eltern in die Arme genommen wirst und ein Zuhause bei ihnen hast...“

 

Dabei findet der Junge immer wieder Vergleiche in Elisabeths Leben. So hat sie zum Beispiel für die Reise von ihren Eltern einen Atlas bekommen. Dazu meint Frederik:

 

„...Ja, dein Atlas ist für dich irgendwie so, wie für mich meine Bibel. Wir beide haben ein Buch dabei, mit dem wir uns orientieren...“

 

Immer wieder weisen sie sich gegenseitig auf die Besonderheiten der Reise hin. Manches erklärt ihnen auch Elisabeths Vater.

 

„...Unsere nächste Sehenswürdigkeit ist die Straße von Gibraltar. […] Zum Osten, beim Blick aus den Fenstern der Backbordseite, erstreckt sich das Mittelmeer. Zum Westen, beim Blick nach steuerbord, sehen wir den Atlantik...“

 

Die gemeinsame Reise nimmt etwa die Hälfte des Buches ein. Dann werden die zwei Jahre beschrieben, die Elisabeth mit ihrer Familie in Brasilien lebt. Das ist nicht immer einfach. Die Ideologie der Nazis hat in der deutschen Gemeinde in Santa Cruz schon Spuren hinterlassen. Als Elisabeth sich mit einem jüdischen Mädchen anfreundet, wird das sehr deutlich. Glücklicherweise findet sie bei ihrer Familie Trost und Halt. Die haben nichts für Fremdenfeindlichkeit übrig.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es wirbt für Toleranz und gegenseitige Achtung und zeigt den Wert des Glaubens.