Rezension

Schokolade und Pralinen

Der Schokoladenpavillon - Anna Jonas

Der Schokoladenpavillon
von Anna Jonas

Bewertet mit 4 Sternen

eine gelungene Fortsetzung und doch gut einzeln zu lesen

Der Klappentext: „Koblenz 1953: Nach dem Tod ihres Bruders hadert die junge Krankenschwester Fenja mit sich selbst. Eigentlich wollte sie Medizin studieren, doch nun steht sie als Alleinerbin der Schokoladenmanufaktur ihres Vaters vor einer Aufgabe, die sie kaum bewältigen kann. Das Familienunternehmen hat im Krieg gelitten und kann nur unter massiven Einbußen weitergeführt werden. Gemeinsam mit ihrem Cousin Felix, der sich entgegen den Wünschen seines Vaters zum Konditor hat ausbilden lassen, und seiner Verlobten Amelie will sie das Unternehmen in  moderne Zeiten führen. Als sich Fenja und Amelie dann jedoch beide in den Hotelerben Lennart verlieben, bringt diese Konkurrenz beinahe alles zu Fall, und die Zukunft des Unternehmens steht auf dem Spiel...“

Zum Inhalt: Dieser Roman dreht sich ganz um die nächste Generation der Familie Dorn, der Schokoladendynastie aus Koblenz und den Herausforderungen, denen sich die Schokoladenfirma in der Nachkriegszeit und der Zeit des Wiederaufbaus, stellen muss. Gerade durch die knapp 30 Jahre Zeitunterschied, kann man diesen Teil recht gut ohne Vorkenntnisse des ersten Teils lesen. Wieder muss sich zeigen, wer die Zügel übernehmen soll und in welche Richtung das Unternehmen gelenkt werden muss, um in der Zeit des Wirtschaftswunders profitabel zu bleiben.

Zum Stil: Der Roman umfasst die ersten Jahre der 1950er Jahre, die Nachkriegszeit, die Zeit des Wiederaufbaus und die Jahre des Wirtschaftswunders. Dabei wird dieser Zeitraum und die damalige Gesellschaft sehr realistisch und authentisch beschrieben, man hat sie bildlich vor Augen. Erzählt wird die Geschichte von einem auktorialen Erzähler in einem sehr flüssigen und leicht lesbaren Stil. Die Familienmitglieder der Dorns und die sonstigen Protagnisten gewinnen schnell an Lebendigkeit und Realismus. Vor allem Fenja ist eine interessante Figur, eine moderne Frau, die zwischen ihrem Medizinstudium, auch damals für eine Frau noch nicht selbstverständlich und der Leitung des Familienbetriebes, erst recht für eine Frau nicht üblich in einer Führungsposition einer großen Firma vorzustehen, hin und her gerissen ist.  Neben den Protagonisten und der Stadt Koblenz nimmt natürlich auch die Schokolade einen wichtigen Teil des Buches ein – und ich kann nur warnen: wer Schokolade liebt, wird bei dieser Lektüre ganz sicher noch mehr Lust darauf bekommen.

Mein Fazit: Das romantische Cover und auch der Titel lassen einen typischen romantischen Frauenroman erwarten, allerdings versteckt sich zwischen den Buchdeckeln eine authentische Familiensaga rund um Schokolade, Intrigen und die Situation in den 1950er Jahren.
Ich danke dem Piper Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar, meine Meinung wurde davon natürlich nicht beeinflusst.