Rezension

Versteckt im Wald

Ein Mädchen nicht von dieser Welt - Aharon Appelfeld

Ein Mädchen nicht von dieser Welt
von Aharon Appelfeld

Bewertet mit 3 Sternen

«Aharon Appelfeld ist ein wichtiger Zeuge des vergangenen Jahrhunderts. Er zählt zu den großen jüdischen Erzählern Osteuropas» schrieb Imre Kertész (Literaturnobelpreisträger 2002) über den Verfasser zahlreicher Romane, in denen er sich dem Schicksal von Juden nach dem zweiten Weltkrieg widmet.

In diesem Buch erzählt Appelfeld sehr märchenhaft von Adam, den seine Mutter im Wald versteckt. Mutig stellt sich der Neunjährige der Herausforderung des Alleinseins, bis er auf seinen Klassenkameraden Thomas trifft. Der in der Schule als Streber verschriene Junge stammt aus einem gebildeten Elternhaus, Adam dagegen ist praktisch veranlagt. So ergänzen sich die beiden und schaffen es gemeinsam Monate im Wald zu überleben. Als im beginnenden Winter der Wald keine Früchte mehr bereithält, bekommen Sie Hilfe von einem Mädchen, das früher ebenfalls in ihre Klasse ging.

Da sich Appelfeld (1932 in der Bukowina geboren und 2018 bei Tel Aviv gestorben) am Ende des Krieges selbst eine Zeit im Wald verborgen hielt, erwartete ich einen mehr oder weniger realistischen Bericht über diese Zeit. Was ich bekam, waren zwei Jungs, die wie Erwachsene miteinander sprachen. Ich las zwar über die Angst der Jungen und ihre unterschiedliche Einstellung zum Glauben, auch über ihren Hunger und verletzte Menschen, die ihnen im Wald begegneten, aber immer blieb ein emotionaler Abstand erhalten. Vielleicht war es dem Autor nur so möglich, seine Erinnerungen festzuhalten?