Rezension

Interessante Grundidee ...

Schatten über Whitechapel - Sandra Binder

Schatten über Whitechapel
von Sandra Binder

Bewertet mit 3 Sternen

Jack the Ripper kehrt zurück. Nachdem der Serienmörder 1888 das Londoner East End mit seinen Morden an Prostituierten in Angst und Schrecken versetzt hat, setzt er nun sein Werk fort.

In der Gegenwart rätselt die Polizei über einen Mord an einer Prostituierten. Doch die Privatdetektivin Maxine Atwood, ein gefallener Engel, sieht schnell die Parallelen zu ihrem alten bekannten. Immer wieder erhält sie Briefe von ihrem Rivalen „Saucy Jacky“, die sie manchmal auf die falsche Fährte führen sollen …

„Schatten über Whitechapel“ ist ein Thriller mit interessanten Fantasy-Elemente. Eine durchaus interessante Mischung. Die Engel-Dämonen-Thematik kommt nur am Rande vor, sodass die Fantasy-Elemente sich im Rahmen halten. Allerdings hätte ich mir mehr Raum für die Fantasy-Geschichte gewünscht, die ganze Thematik rückt soweit in den Hintergrund, dass sie manchmal schwer nachzuvollziehen ist.

Erzählerisch wechselt die Geschichte stets zwischen 1888 und 2018, wodurch man beim Lesen alle wichtigen Details über die Mordserie in der Vergangenheit und Maxines Ermittlungen in der Gegenwart erfährt. Ebenfalls abgedruckt sind die Briefe, die Maxine von Jack erhält. Hervorgehoben werden diese durch eine verschnörkelte Schriftart – die leider nicht immer besonders gut zu lesen ist und den Lesefluss dadurch erheblich unterbricht.

Maxine ist ein ambivalenter Charakter: eine Alkoholikerin, die nicht das Geld für die Miete aufbringen kann und sich gegen polizeiliche Informationen im Zweifelsfall prostituiert. Das macht sie einerseits spannend, andererseits aber auch nicht immer besonders sympathisch. Ich habe zwar eine Schwäche für ambivalente Figuren und diese Züge passen gut zur Geschichte, allerdings ist Maxine der Hauptbezugspunkt in der Geschichte. Für mich gab es keine Figur, mit der ich mitfiebern konnte, was das Lesen manchmal etwas zäh gestaltet hat. Hinzu kommt, dass die Handlung nach dem Einstieg erst Mal etwas abflacht, weshalb das Buch lange gebraucht hat, u mich zu fässeln.

Stilistisch ist es solide, schnörkellos und auf Handlung und Gedanken konzentriert. Beschreibungen der Umgebung fallen da häufig unter den Tisch. Das zurrt die Handlung zwar zusammen, bei einem Buch mit Fantasy-Elementen hätte ich mir aber davon gewünscht. Ebenso wie die genannten Hintergründe zu den Fantasy-Elementen. Die gab es zwar teilweise, aber waren für meinen Geschmack etwas zu dürftig.

Die Geschichte von Jack the Ripper wurde bereits vielfach popkulturell aufgegriffen, sodass sie eigentlich längst ausgelutscht ist. Hier wurde das aber in einen neuen Kontext gesetzt. Ein interessanter Ansatz, bei dem allerdings viel mehr möglich gewesen wäre.