Rezension

Ungewollt schwanger

Und doch so fern -

Und doch so fern
von Paolo Di Paolo

Bewertet mit 4 Sternen

Trotz einiger Schwächen eine gelungene Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft

Rom, Anfang der achtziger Jahre: Luciana, Valentina und Cecilia sind ungewollt schwanger. Dies ist jedoch die einzige Gemeinsamkeit der jungen Frauen. Nicht nur sie sind verunsichert und verwirrt, es gilt auch für die zukünftigen Väter.

 

Paolo di Paolo, Jahrgang 1983, geboren in Rom, gehört zu den Finalisten des Premio Italo Calvino per l'Inedtito und des Premio Campiello Giovani. Er hat zahlreiche Romane und Kinderbücher veröffentlicht. Etliche seiner Werke wurden in verschiedenen Sprachen übersetzt. Der vorliegende Roman wurde mit dem Literaturpreis Premio Viareggio Rèpaci ausgezeichnet.

Die Übersetzerin Christiane Burkhardt, Jahrgang 1966, lebt und arbeitet in München. Sie übersetzt aus dem Italienischen, Niederländischen und Englischen, aktuell "Die Sammlerin der verlorenen Wörter".

Der Autor beginnt seinen Roman mit Überlegungen zu schwangeren Frauen und werdenden Väter. Für die einen verändert die Schwangerschaft nicht nur den Körper, sondern das ganze Leben, für die anderen ist sie äußerlich nicht sichtbar und verändert nichts, zumindest dann, wenn kein Kind geplant ist. Werdende Väter müssen nicht zwangsläufig die Verantwortung übernehmen, jedenfalls nicht in den Fällen, die Paolo die Paolo hier beschreibt. Einer der Sätze in diesem Abschnitt hätte mich aufmerksam machen müssen – hat er jedoch erst am Ende. Dieser Teil hat mich sehr nachdenklich gemacht, weil junge und ungewollt schwangere Frauen doch sehr allein sind, nicht nur Anfang der achtziger Jahre im katholischen Rom, sondern überhaupt.

Die nächsten Kapitel beschreiben die letzten drei Monate der drei Schwangerschaften bis zur Geburt. Dabei werden die Perspektiven der drei Frauen beleuchtet. Damit bin ich überhaupt nicht warm geworden, ich habe mich durch die Seiten gequält und hätte den Roman nicht beendet, wenn ich ihn nicht in einer Leserunde gewonnen hätte. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen, daran lag es nicht. Eher an den Beschreibungen, in denen ich nur teilweise die Nöte dieser Frauen wiederfinden konnte. Für mich war es teilweise sehr verworren, teilweise auch klischeehaft. Manches blieb für mich völlig im unklaren. Das ändert sich erst im letzten Kapitel, mit „Leben 2“ überschrieben, wo Paolo di Paolo das Geheimnis lüftet. Auf diesen letzten Seiten wird für mich das Buch „rund“ und ich sehe es in einem völlig anderen Licht.

Fazit: Trotz meiner Kritik ist die Auseinandersetzung des Autors mit diesem Thema gelungen.