Rezension

Gut, dass die Wirklichkeit anders war

Es geschah im November -

Es geschah im November
von Alena Mornštajnová

Bewertet mit 5 Sternen

In diesem dystopischen Roman beschreibt die tschechische Autorin, was geschehen hätte können, wenn das kommunistische Regime im Jahr 1989 die Herrschaft bewahrt hätte.

 

Maria und ihr Mann, an sich eher unpolitische Bewohner einer Kleinstadt in Mähren, nehmen im November 1989 an einer Demonstration gegen die Regierung teil. Sie werden wenig später wie Hunderttausende andere verhaftet. Während Marie von einem Schnellgericht zu 20 Jahren Haft verurteilt wird, fehlt von ihrem Mann seither jede Spur. Maries Kinder sind zum Zeitpunkt der Verhaftung bei den Großeltern. Der Sohn aus Maries vorehelicher Beziehung mit einem Oberarzt wird von diesem in den Westen verbracht. Lenka, das kleine Mädchen wird in einem staatlichen Kinderheim untergebracht. Die Unterbringung der Kinder von Regimegegnern in staatlichen Erziehungsanstalten ist eine übliche Vorgangsweise. So können die Kinder indoktriniert werden.

 

Als Marie nach 15 Jahren vorzeitig entlassen wird, steht sie vor dem Nichts und muss noch fünf Jahre Zwangsarbeit in einem kleinen Dorf ableisten. Sie kann sich ein neues Leben aufbauen.

 

Tochter Lenka, inzwischen selbst verheiratet und erfolgreiche, regimetreue Journalistin, erfährt sie von einer ehemaligen Schicksalsgefährtin, dass ihre Mutter noch lebt. Ein Treffen der beiden Frauen endet mit einem fatalen Missverständnis.

 

Meine Meinung:

 

Dieser Roman der tschechischen Autorin ist - vor allem im Lichte der Ereignisse in der Ukraine, wo Hunderte ukrainische Kinder zur Umerziehung nach Russland verschleppt werden - mehr als beklemmend. Die „Samtene Revolution“ 1989 ist zum Glück in Wirklichkeit gut ausgegangen. Aber, wie die Geschichte lehrt, war dies nicht immer so. Die Demonstrationen im Prager Frühling 1968 wurden vom Regime gemeinsam mit der sowjetischen Armee blutig niedergeschlagen.

 

Dieser dystopische Roman schildert die Zustände eines Staates, der seine Bürgerinnen und Bürger mit allen Mitteln unterdrückt. In dem es verboten ist, seine freie Meinung zu äußern und jeder/jede aufgrund einer Denunziation verhaftet und ins Gefängnis gesteckt werden kann.

 

Der Alltag im Gefängnis wird eindrücklich beschrieben, als wäre die Autorin selbst dort gewesen. Auch die Schilderungen des Lebens im Kinderheim lässt einem die Gänsehaut beim Lesen aufsteigen.

 

Maries Leben ist stellvertretend für alle jene, deren Leben eine ähnliche Wendung genommen hat. Die von einem unmenschlichen System in die Mangel genommen worden sind und es teilweise auch noch werden. Maries Geschichte ist eine erschreckende Lebensgeschichte, die aber trotzdem nicht ganz ohne Hoffnung ist.

 

Die Autorin ist Jahrgang 1963, d.h. sie hat als Kind die Niederschlagung des Prager Frühlings und den Einmarsch der sowjetischen Truppen erlebt. Sie ist daher in der kommunistischen Welt aufgewachsen und hat die Repressalien Regimekritikern gegenüber, wenn nicht am eigenen Leib bzw. In der eigenen Familie erlebt, dann zumindest (vermutlich hinter vorgehaltener Hand) erzählt bekommen.

 

Wie bei allen Romanen der Autorin muss auch die Übersetzerin, Raija Hauk, genannt werden, die die Bücher sehr einfühlsam ins Deutsche übersetzt.

 

Fazit:

 

Gerne gebe ich diesem dystopischen Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.