Rezension

Ein Geheimnis, eine Mordserie…eine Tragödie, die kein Krimi sein will, aber trotzdem oder gerade deshalb ;-) auf ganzer Linie überzeugt!

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf. -

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.
von Heidi Troi

Bewertet mit 5 Sternen

Bildhafte Beschreibungen, einprägsame Charaktere, ein mit viel Lokalkolorit angereichertes Drama und nachhallendes Psychogramm!

Auf eines möchte ich hinweisen, bevor ich zur eigentlichen Rezension komme: der Titel und die Geschichte, die uns die Autorin Heidi Troi hier aus Sicht des Carabiniere Pietro Carminati erzählt, lässt vermuten, dass es sich um einen Krimi handelt, einen – wie auch das Coverbild erahnen lässt - düsteren und bedrohlichen Krimi dazu. Dunkle Berge, düstere Wolken am nächtlichen Himmel, in den Tälern liegender Nebel, das Marterl, das von der hellen Jesusfigur abgesehen, eher unheilvoll wirkt, dazu die großen Lettern des Titels, der eindrucksvoll über allem schwebt, all das lenkt die Gedanken der Lesenden Richtung Krimi.

Allerdings wird mit keinem Wort erwähnt, dass es sich hier tatsächlich um einen Kriminalroman handelt. ;-)

Würde ich diese Geschichte als Krimi bewerten, fiele mein Résumé sicher schlechter aus, denn die bei einem Krimi eigentlich zu erwartenden Merkmale der Ermittlungen und Recherchen, deren zwischenzeitliche Ergebnisse, überhaupt Fortschritte bei der Findung Verdächtiger und am Ende der Mörderin bzw. Mörders respektive der Mörder - all das halt auch aus Lesersicht interessant zum Mitermitteln – vermisst man hier.

Vielmehr sieht man sich stattdessen mit einer Geschichte konfrontiert, die auf ihre eigene, manchmal groteske und schlussendlich verstörende Art fesselt, in meinen Augen aber den Charakter eines mit viel Lokalkolorit angereicherten, düsteren Psychogramms einer verschworenen und in der Zeit stehen gebliebenen Dorfgemeinschaft hat, gegen welche der Protagonist auf hoffnungslos verlorenem Posten steht; der Maresciallo Pietro ist weniger Ermittler, als vielmehr eine weitere tragische Figur dieser Tragödie. 

Und diese dramatische, ja, tragische Geschichte bekommt von mir, da falle ich jetzt mal mit der grünen Resopal-Tür ;-) ins Haus, volle Punktzahl!

Was mir schon zu Beginn positiv auffällt, sind die detaillierten, aber nicht zu detailverliebten Beschreibungen der Örtlichkeiten; eine Szenerie, die mit steilen Hängen, engen Tälern, vermutlich kurzen Tagen und wenig Sonnenlicht eine selbst ohne die Geschehnisse der Geschichte beklemmende Stimmung erzeugt. Man meint, selbst dort zu sein. Auch und vor allem die Personenbeschreibungen sind so prägnant und die der Opfer so schauderhaft, dass sie vor meinen Augen ein faszinierendes Gesamtbild entstehen lassen.

Vom Inhalt gebe ich hier ganz bewusst nichts wieder, auch nicht zum Hintergrund des titelgebenden Geheimnisses, denn in diese düstere, ergreifende, tragische und erschütternde Geschichte sollte jede(r) interessierte Leser*in selbst eintauchen. 

Heidi Troi betritt mit dieser Tragödie, diesem Drama, das partout kein Krimi sein will, ein für sie neues Terrain und weiß auch hier zu überzeugen! Wie gesagt: volle Punktzahl mit Sternchen! ;-)