Rezension

1,48 Meter und unorthodox

Die Madonna von Notre-Dame - Alexis Ragougneau

Die Madonna von Notre-Dame
von Alexis Ragougneau

Bewertet mit 3 Sternen

„Wir fragen nicht, ob eine Entscheidung moralisch ist, sondern ob sie legal ist.“

Als in Notre-Dame eine junge Frau ermordet aufgefunden wird, ist ein Schuldiger schnell gefunden. Als dieser dann auch noch in der Haft Selbstmord begeht, wird ihm das als Schuldeingeständnis ausgelegt und das Verfahren eingestellt. Weder Kirche noch Justiz scheinen ein Interesse an der tatsächlichen Aufklärung des Sachverhalts zu haben. Einzig Pater Kern vermutet den Täter an ganz anderer Stelle und er beginnt auf eigene Faust, Nachforschungen anzustellen.

 

Die Geschichte gefiel mir von Anfang an gut. Es gab eine Menge Fragen rund um die Ermordete, diverse interessante Charaktere tauchten auf. Zunächst einmal Pater Kern selbst: Lediglich 1,48 Meter groß und seit seiner Kindheit mit einer schweren chronischen Krankheit geschlagen, kann er wahrlich nicht durch seine Erscheinung beeindrucken. Was aber für ihn spricht, ist sein großes Herz, das auch für Obdachlose und andere Außenseiter der Gesellschaft schlägt. Tatsächlich werden sich seine guten Beziehungen während seiner Ermittlungen als hilfreich erweisen.

 

Auch der Charakter der Staatsanwältin scheint vielschichtig zu sein. Ich hätte mir gewünscht, da noch ein wenig mehr in die Tiefe zu gehen. Aber vielleicht ist das ja noch geplant, denn schließlich ist dies hier der erste Fall für Pater Kern.

 

Bei seinen Ermittlungen geht Pater Kern gelegentlich Wege, die für einen Geistlichen recht unorthodox sind. Das war sehr unterhaltsam zu lesen! Überhaupt las sich das Buch praktisch in einem Rutsch weg und der Fall wurde schlüssig gelöst. Wenn ich auch sagen muss, dass ich mit der Auflösung nicht ganz glücklich war, da sie sehr viele Stereotype bedient.

 

Fazit: Solider Krimi mit einem interessanten Ermittler. Ich werde bei seinem nächsten Fall wieder dabei sein.