Rezension

2 Frauen auf einem Roadtrip durch Kuba

Mit Hanna nach Havanna - Theresia Graw

Mit Hanna nach Havanna
von Theresia Graw

Bewertet mit 3 Sternen

Als Katrin Fabers Chef sie zu einem privaten Abendessen einlädt, gibt es für sie nur 3 angemessene Anlässe: Er möchte ihr seine Liebe gestehen, er wird sie über ihre Beförderung unterrichten oder es geht um ihre Nominierung für den begehrten und renommierten Journalistenpreis „Goldener Griffel“. Nicht im Traum hätte Katrin sich ausmalen können, dass sie nicht befördert sondern degradiert wird – sie soll in Zukunft das Seniorenmagazin des Senders moderieren. Nachdem ihre 1. Sendung ausgestrahlt wurde, erreichte Katrin ein Leserbrief von Johanna Maria Henriette Wagner von Trottau zu Dannenberg.

Johanna, genannt Hanna, möchte 2 Dinge von Katrin:

1. Sie soll ihre Memoiren schreiben
2. Sie soll sie auf ihre Reise nach Kuba begleiten, um große Liebe Julius zu finden

Nach anfänglichem Zögern willigt Kathrin ein, die alte Dame zu begleiten. Nicht, weil sie so gerne bei der Suche nach Hannas großer Liebe helfen möchte, sondern weil sie in dieser Reise eine Chance sieht, doch noch die Nominierung für den „Goldenen Griffel“ zu bekommen. Und so sitzen Katrin und Hanna kurze Zeit später im Flieger nach Havanna.

Ich lese nicht gerne Bücher, in denen es um sogenannte Road-Trips geht. Üblicherweise treffen diese Geschichten nicht meinen Humor. Bei diesem Buch habe ich eine Ausnahme gemacht, da mir das vorhergehende Buch der Autorin „Wenn das Leben Loopings dreht“ richtig gut gefallen hat. Ich habe „Mit Hanna nach Havanna“ also eher wegen der Autorin als wegen des Inhalts ausgewählt. Leider konnte mich aber auch diese Geschichte nicht überzeugen.

Katrin und Johanna, die beiden wichtigsten Figuren in der Geschichte, regen mich schon direkt am Anfang ihrer gemeinsamen Reise auf und das ändert sich auch nicht sehr viel im weiteren Verlauf der Reise.

Katrin ist total auf ihr Ansinnen fixiert Julius zu finden, ihn zu seiner Auswanderer-Geschichte in Bezug auf die kubanische Revolution zu interviewen, nach Hause zu fliegen und mit ihrem Artikel die Nominierung für den „Goldenen Griffel“ zu erhalten. Sie ist die totale Spaßbremse und für ihre 33 Jahre ist sie ziemlich spießig. Sie möchte weder tanzen noch etwas trinken (außer Mineralwasser) und irgendwie fehlt ihr jedweder Humor. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit treibt sie Hanna an.

Hanna ist 78 Jahre alt und möchte auf dieser Reise ihre erste große Liebe Julius suchen, der sie vor vielen Jahren verlassen hat um nach Kuba zu gehen. Im Gegenteil zu Katrin möchte Hanna all die schönen Dinge erleben, die Kuba zu bieten hat – am meisten spricht sie hier den überaus hochprozentigen Cocktails zu, gerne schon am Morgen. Hanna hinterlässt bei mir den Eindruck einer gealterten Dame, die gerne ein paar verpasste Gelegenheiten nachholen möchte.

Was mir an Hanna jedoch gefällt ist die Tatsache, dass sie sich noch an den kleinen Schönheiten des Lebens erfreuen kann.

Eine Terrasse mit Ausblick aufs Meer – Hanna kann es genießen, Katrin ist genervt.
Die Gastfreundschaft der Kubaner – Hanna kann es genießen, Katrin ist genervt.
Ein Tag auf der Zigarrenplantage – Hanna kann es genießen, Katrin … na, was wohl....

Natürlich werden sie von den Einheimischen auch über's Ohr gehauen, landen in einer privaten Unterkunft statt dem gebuchten Hotel, setzen ihre Reise mit einem Mietwagen fort, der unterwegs ganz gepflegt die Grätsche macht, und sie fahren stundenlang in die falsche Richtung – also alles, was so einen Road-Trip eigentlich interessant macht.

In einer Bar bekommt Katrin per Zufall mit, dass noch jemand auf der Suche nach Julius ist. Ein junger Mann namens Max, der seinen Reisefortschritt auf seinem Blog „Reisemax“ veröffentlicht. Sofern Katrin über einen Internetzugang verfügt (den es nur an einigen wenigen Stellen gibt, zudem kostenpflichtig) kann sie den Fortschritt von Max' Suche nach Julius im Auge behalten. Ein weiterer Grund, schnellstmöglichst die Reise fortzusetzen um Julius vor Max zu finden.

Im Laufe der Reise taut Katrin ein wenig auf und zum Schluss hin wird sie manchmal sogar richtig zugänglich. Natürlich gibt es für Hanna ein Happy End, aber auch für Max, der mir als Figur sogar ganz sympathisch war. Nur der Grund, warum er zeitgleich mit Hanna/Katrin nach Julius suchte, war mir dann doch ein wenig zu viel Zufall.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm zu lesen und wenn die Charaktere Hanna und Katrin nicht so sperrig gewesen wären, hätte mir die Gesichte auch etwas Spaß gemacht. Aber wahrscheinlich ist genau das der Clou hinter einem Road-Trip – nicht alltägliche Personen, die sich gemeinsam auf eine Reise machen.

Für mich war dieses Buch leider nichts, für eine/n andere/n LeserIn kann es durchaus das witzigste Buch des Jahres werden. Ich habe mal wieder gemerkt, dass ich Road-Trip-Bücher einfach im Regal stehen lassen sollte. Auch, wenn sie von einer/einem mir bekannten AutorIn geschrieben wurden.