Rezension

24 Geschichten aus der Zukunft

Einmal kurz die Welt retten -

Einmal kurz die Welt retten
von Heidi Troi

Bewertet mit 5 Sternen

„...Können wir diese Welt noch retten? Das betrifft nicht nur das Klima und die Umwelt, sondern auch unseren Umgang miteinander. Werden wir jemals das Rechthaben. Streiten und Kriegeführen beenden? Werden wir aufhören, die Erde auszubeuten, ohne die wir nicht leben können?...“

 

Die Herausgeberin der Anthologie hat den Geschichten sehr persönliche Worte vorangestellt. Daraus stammt das obige Zitat.

Die Anthologie enthält 24 Geschichten, gegliedert in 12 Themenbereiche. Es geht unter anderem um das kostbare Gut Wasser, um Krieg, um die Cyberwelt, die Ernährung und die Medizin. Die meisten der Erzählungen führen uns in die Zukunft, etwa ab dem Jahr 2050 und zeigen ein Leben auf, das geprägt wird von den Folgen der Klimakatastrophe. Es sind also häufig düstere Dystonien mit einer Spur Krimi.

In die Anthologie haben sich 23 Autoren eingebracht. So unterschiedlich wie die Thematik, so unterschiedlich ist der Schriftstil. Manche arbeiten mit Ich – Erzählern, andere sogar mit Monologen.

Ab und an findet sich ein feine Prise Humor. Einige sind sehr makaber. Spannend sind fast alle der Geschichten. In einigen wird mit viel Fantasie wird ein Endzeitszenarium aufgebaut. Andere vermitteln zumindest leichte Hoffnung auf eine Besserung der Verhältnisse. Neid, Missgunst, Ich – Bezogenheit fehlen nicht.

Auf eine kleine Auswahl möchte ich näher eingehen:

 

„...Spontane Schwangerschaften traten dieser Tage mit derselben Seltenheit auf wie Eisbären am Nordpol. Denn parallel zu den Polkappen waren in den vergangenen Jahrzehnten die kleinen Schwimmer in den Hoden der Männer verschrumpelt...“

 

Der Einstieg in die Geschichte ist relativ amüsant, wie das Zitat zeigt. Dann aber wird es heftig. Lösung aus dem Dilemma ist Leihmutterschaft. Der Körper als Ware – für den, der das Geld braucht. Leider ist das kein Thema der Zukunft. Es ist schon gegenwärtig.

 

„...In elf Meter Tiefe kamen die ersten Gebäude in Sicht. Wie riesige, unheimliche Schatten schälten sich die Umrisse der Ruinen Kiels aus dem Dunkel...“

 

Die Geschichte hätte auch ein Krimi der heutigen Zeit sein können. Kiel ist zwar im Wasser versunken, aber Hass, Untreue und Eifersucht prägen noch immer das Leben der Menschen.

 

„...Kein Schwert kann diesem Unsinn Einhalt gebieten. Keine Waffe bietet Schutz vor der Dummheit, dem Neid, der Gier...“

 

Drei Kaiserinnen treten vor das Volk mit einem völlig neuen Anzug. Die Speichellecker überbieten sich mit Lobpreisungen. Nur ein Kind offenbart die Wahrheit. Diese Geschichte benutzt ein Märchen als Grundlage und offeriert die Idee für eine neue Welt.

 

„...“Es würde dir aber gut tun. Reden.“ „Woher willst du das wissen?“ Der Toaster seufzte. „Ich kenne dich sehr gut, Klaus. Besser als du glaubst.“...“

 

Das kurze Gespräch dürfte genügen, um zu erkennen, hier wurde smarthome auf die Spitze getrieben. Nicht nur hier allerdings spielt die gekonnte Allzeitüberwachung eine Rolle.

 

„...Die Welt hier ist ein gewaltfreier Ort. Jeder teilt mit dem anderen, was er hat. Und wenn man etwas braucht, tauscht man...“

 

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der letzten Erzählung. Sie ist anders, denn hier wird eine Welt mit paradiesischen Zuständen beschrieben. Die Menschen haben begriffen, dass sie nur gemeinsam überleben können.

Die Auswhl der Zitate und der Geschichten sit nicht als Wertung zu verstehen. Jede ist auf ihre Art etwas Besonderes und ich hätte die Reihe getrost weiter fortsetzen können. Das aber hätte den rahmen der Rezension gesprengt.

Neben den eigentlichen Geschichten sind noch zwei Dinge erwähnenswert. Jeder der 12 Abschnitte beginnt mit je einem Zitat der beiden vertretenen Autoren oder Autorinnen. Nach jeder Erzählung gibt es Hintergrundinformationen, welche Fakten genau zu dieser Geschichte geführt haben.

Vor jedem Abschnitt ist eine Zeichnung eingefügt. Außerdem trennen stilisierte Bilder, die zum Thema passen, die Texte von den Hintergrundinformationen.

Ein Nachwort rundet das Buch ab.

Die Anthologie hat mir sehr gut gefallen. Sie bietet viele Themen zum Nachdenken.