Rezension

4,5 Sterne: Für mich fast perfekt...

Dreivierteltot -

Dreivierteltot
von Christina Stein

Bewertet mit 5 Sternen

„Dreivierteltod“ ließ bei mir direkt das Kopfkino anspringen: ich sah die wild romantische Natur Schottlands vor meinem inneren Auge und fieberte jede Sekunde mit Kim mit. Die Protagonistin ist lebensecht gezeichnet, und durch die Ich-Perspektive werden ihre Gedanken, Gefühle sowie Ängste greifbar. Auch das Geschehen wird atmosphärisch sowie ausdrucksstark geschildert. Der wohl dosierte schwarze Humor verstärkt die düstere Stimmung, die über allem schwebt. Die kurzen Kapitel und die lebendige, junge Sprache ließen mich nur so durch die Seiten fliegen.

Das beeindruckende Setting wird effektiv in Szene gesetzt; die raue schottischen Natur bietet den perfekten Rahmen für Kims innere Zerrissenheit. Sie ist sensibel, klug, mutig, und will das Beste der anspruchsvollen Wanderung machen, aber sie leidet unter Minderwertigkeitsgefühlen sowie Stimmungsschwankungen. 

Die Figuren sind herrlich mysteriös bis undurchsichtig, und die Geschichte ist von Anfang an rätselhaft sowie psychologisch interessant. Die Dynamik zwischen den Charakteren ist faszinierend verstörend, und somit absolut packend.

„Dreivierteltot“ ist ein fesselnder, bewegender, vielschichtiger Jugendthriller, der mich fast rundum begeistert: die Handlung ist ausgeklügelt, die Figuren verfügen über Tiefe, nur das Ende – das erschütternd und unerwartet ist – trifft einfach nicht meinen persönlichen Geschmack.

Christina Stein hat das Talent die Themen Erwachsenwerden, Beziehungsprobleme, Freundschaft, Familie, toxische Menschen, zwiespältige romantische Gefühle, und eine herausfordernde Wanderreise - scheinbar mühelos - in einen unfassbar beklemmenden sowie verblüffenden Spannungsroman einzuflechten.

Ich finde das Cover großartig: es ist im Grunde genommen schlicht, aber gleichzeitig expressiv, da es das Innenleben der Hauptfigur sowie die verhängnisvolle Atmosphäre vermittelt.