Rezension

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8760h-365Tage-12Monate-1Jahr voller Veränderungen!

Die Sache mit dem Dezember - Donal Ryan

Die Sache mit dem Dezember
von Donal Ryan

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch „Die Sache mit dem Dezember“ von Donal Ryan umfasst ein Jahr aus dem Leben des jungen Mannes Johnsey das ereignisreicher nicht sein könnte. Es ist sein Buch über viele wunderbare Erinnerungen, über Freundschaft, die Liebe, den Glauben an Gott und über Selbstfindung, aber auch über Selbsthass, Gewalt, Schikane, Macht, Geldgier und Rache.

Auf den ersten Seiten des Buches bekommt man einen umfassenden Eindruck von der Hauptperson Johnsey und erfährt eigentlich alles was in seinem Leben eine Rolle spielt. Er ist dick von Statur, ein bisschen langsam im Denken, und unglaublich unglücklich, weil er sich schlecht, dumm und nicht geliebt fühlt. Frauen machen ihm Angst und die Männer aus seinem Ort schikanieren ihn mit Vorliebe, dass man Dauerangst um den armen Kerl hat. Sein geliebter Vater ist gestorben. Er ist getrieben von Selbstmordgedanken, die sich in seinem Kopf immer fester verankern. Nach dem Tod seiner Mutter entzieht er sich seine Daseinsberechtigung komplett.

Es gibt nur einen Funken Gutes: Erinnerungen die wiederkehrend am Anfang der Kapitel erscheinen, die nach den Monaten eines Jahres benannt sind. Immer wieder erinnert sich Johnsey an die Zeit mit seinen Eltern, vor allem seinem Vater, eine Zeit die für ihn sehr glücklich war. Speziell sind es Erinnerungen an Dinge, die sie für gewöhnlich im Laufe dieses Monats erlebt haben.

Seit dem Johnsey jedoch vollständig auf sich allein gestellt ist, dominieren quälende Gedanken des Selbstzweifels und -hasses. Für ihn gibt es keinen Sinn mehr im Leben. Er fühlt sich als Parasit und abstoßender Mensch.

Das ändert sich, nachdem ihm Gewalt angetan wird. Er landet im Krankenhaus und lernt zum ersten Mal sowas wie Freundschaft kennen. Und wie die Liebe, denn die Liebe zu einer Frau erfüllt sein Herz. Auch das Selbstbewusstsein scheint sich zu stärken. In seiner Einfachheit schafft es Johnsey nun immer wieder negative Situationen in etwas Positives zu wandeln. Worin man nun auch bestärkt wird: Johnsey ist keineswegs dumm, oft überraschen seine Gedanken in dieser Hinsicht! Johnsey fängt sogar an, so etwas wie ein glückliches Leben zu führen. Der Glaube an Gott und an seine Eltern im Himmel, hält ihn davon ab dem Lauf der Zeit zu folgen und lässt ihn zeitlos und recht zufrieden leben.

Doch die Sonne scheint nicht ewig und die Dinge ändern sich. Macht und Geldgier überschwemmen das Dorf massiv und Lügen verbreiten sich in Windeseile. Rache findet ihren Weg, Freundschaft und Liebe führen Kleinkrieg, Druck macht sich breit.

Nach einer filmreichen Szene endet das Buch und lässt einen melancholisch und traurig zurück.

Fazit: Es handelt sich sicher um kein besonders spektakuläres Buch mit viel Action. Es ist eher ein seichtes Dahindenken, da man Zuschauer von Johnseys Leben in seinen Gedanken ist. Es ist ein Buch der tiefen Gefühle, Gefühle wie Schrecken, Traurigkeit, Freude, Wut und Entsetzen. Am Ende bleibt man sprachlos zurück und fragt sich, ob Johnsey irgendwo hätte abbiegen sollen.

Für mich war es ein Buch mit Tiefgang, ein Buch, das mich zum Nachdenken angeregt hat. Ein Buch mit Charakter, das man nicht einfach weglegt und vergisst. Es ist ein Buch, das man weiter empfiehlt, ohne auch nur den Hauch von Schamgefühl spüren zu müssen, ob eventueller Trivialität des Inhaltes.

Kommentare

lemimana korrigierte am 11. April 2015 um 22:18

"filmreifen" soll es natürlich heißen:)