Rezension

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Abgestumpft und Mitgerissen

Das dunkle Paradies - Patrick Ness

Das dunkle Paradies
von Patrick Ness

Bewertet mit 4.5 Sternen

Endlich habe ich es geschafft, mir den zweiten Teil von Patrick Ness’ hochgelobter Triologie zu lesen. Ob er mich genauso begeistert hat wie Teil 1 und ob der Vergleich mit Tribute von Panem tatsächlich passt, dazu gleich mehr…

Inhalt

Todd und Viola sind nach Haven geflohen – der einzige Ort in der Kolonie New World, an dem sie sich sicher glauben. Doch hier erwartet sie ihr Erzfeind, Bürgermeister Prentiss, und er stellt ihnen eine grausame Falle. Er bringt Viola in seine Gewalt, um Todd zu erpressen. Der Junge soll Prentiss dabei helfen, eine neue Gesellschaft zu errichten: ein Paradies, das sich schon bald als Hölle entpuppt … (amazon.de)

Meine Meinung

Dunkel, düster, deprimierend wie das Hardcover und der Schutzumschlag gestaltet sich auch der Inhalt des Buches. Dem Vergleich mit Tribute von Panem hält die Buchreihe nicht stand. Muss es auch gar nicht. Patrick Ness hat eine Welt geschaffen, die düsterer kaum sein könnte. Man fühlt sich fast ins Mittelalter zurückgesetzt, obwohl es deutlich in der Zukunft spielt. New World stellt sich weniger als Segen, denn als Fluch dar. Und Haven ist alles andere als die Rettung von Viola und Todd. Hier geht ihre Oddysee erst richtig los, denn die Bewohner der Stadt kapitulieren bereits vor Prentiss und seiner Armee.

Während Viola zunächst ihre Schußwunde auskuriert, wird Todd mit falschen Versprechungen dazu gebracht, dem Bürgermeister, der sich nun selbst zum Präsidenten des Planeten erhoben und Haven in New Prentisstown umbenannt hat, beim angeblichen Aufbau einer friedlichen Gesellschaft zu helfen.

Es dauert nicht lange, da wird dem Leser klar, dass Prentiss mit Todd und schließlich auch mit Viola ein falsches Spiel spielt. Im Grunde tut er das mit jedem, aber während viele einfach zu viel Angst haben, sich zu wehren und es so still erdulden, scheinen Viola und Todd plötzlich reichlich naiv und beeinflussbar.

Todd ergibt sich irgendwann seinem Schicksal und versucht emotionslos alles über sich ergehen zu lassen, im Gegensatz zu Viola, die sich entschließt, zu fliehen und zu kämpfen.

Alles in allem erinnert mich Prentiss an Hitler. Und ich kann nicht ausschließen, dass der Autor das nicht bewusst so genmacht hat.Er baut Lager für Spackle, er sperrt die Frauen in Gefängnisse und foltert sie, weil er ihre Gedanken nicht hören kann, also müssen sie ja böse sei, und er verspricht eine bessere Zukunft, die er selbst mit seinem Wahn boykottiert. Doch auch die “Antwort” ist keinen Deut besser. Um ihr Ziel zu erreichen, geht sie über Leichen und nimmt das im Sinne des Friedens und der Befreiung in Kauf.

Fazit

Band 2 ist keine leichte Kost. Teilweise zieht es sich etwas trotz viel Handlung, was aber dem geschuldet ist, dass man als Leser nur kopfschüttelnd da sitzt und sich fragt, wann hat das ganze Leid ein Ende. Wann merkt einer der Protagonisten endlich, dass alles aus dem Ruder läuft? New World – Das dunkle Paradies ist anspruchsvoll – zu anspruchsvoll für 13jährige. Lesenswert ist es definitiv, aber ich würde es erst ab 16 empfehlen, da eine gewisse Reife vorhanden sein muss, um den Inhalt in seiner Gänze verstehen und verarbeiten zu können.