Rezension

Abgründe im Paradies

Der letzte Ouzo -

Der letzte Ouzo
von Hanna von Feilitzsch

Bewertet mit 5 Sternen

Auf der Insel Paros ist das Leben Ende April ohne Touristen noch recht beschaulich und ruhig. Dort nimmt Christína Strátou nach mehrjähriger Pause ihren Dienst bei der griechischen Polizei wieder auf. Bei einer Wanderung findet sie an einem abgelegenen Ort eine Leiche und glaubt als einzige der Polizeistation an die Unschuld des verschwundenen Ehemanns der jungen toten Frau. Als Fánis, der Ermittlungsleiter Christina nicht an seinem Team teilnehmen lässt, geht sie eigenen Spuren nach und fühlt sich dabei immer wieder beobachtet. Nach dem Auftauchen einer geheimnisvollen Frau gerät Christína durch ihre Alleingänge in große Gefahr …
Das Cover vermittelt den Eindruck einer typischen griechischen Kulisse, verweist durch die düsteren Farben aber auch sofort auf ein Verbrechen. Die kurzen Kapitel sind mit griechischen Überschriften betitelt, deren Bedeutung durch Verwendung von Lautschrift und Übersetzung gleich im ersten Satz aufgelöst wird. Die Sichtweisen gehen zum größten Teil von Christina aus, sind aber an etlichen Stellen auch aus dem Blickwinkel der geheimnisvollen Frau verfasst. Die Geschichte ist spannend und wartet mit unerwarteten Details auf. 
Ein recht großer Fokus liegt in diesem Wohlfühlkrimi zum einen auf Christinas familiärem Hintergrund und zum Großteil auf dem in zahlreichen Situationen angesprochenen Lokalkolorit. Ob es die Gepflogenheiten der Inselbewohner sind, ob es um kulinarische Genüsse geht oder einfach um die Düfte, die Páros für den Leser bereithält – man fühlt sich von Beginn an auf die Kykladeninsel versetzt; man sitzt direkt an einem runden Metalltischchen, vor sich ein Frappé, hinter sich einen blühenden Bougainvilleastrauch und in der Nase den Duft von Thymian und Rosmarin; und ist mittendrin im Geschehen, wo man Christina bei ihren doch recht unkonventionellen Ermittlungen über die Schulter schauen darf.