Rezension

Abschied von der Plackerei in einem französischen Bergdorf

Das letzte Feuer -

Das letzte Feuer
von Maria Borrély

Bewertet mit 5 Sternen

Im Bergdorf Orpierre-d’Asse in der Haute-Provence bleiben den Bewohnern nach dem Verkauf ihrer Erzeugnisse zu wenig Lebensmittel, um selbst satt zu werden. Das Leben in den Bergen ist eine elende Plackerei, auch für den Lieferanten, der mit drei Zugtieren die wenigen Waren auf den Berg transportiert, die die Bewohner sich leisten können. Wer anschreiben lässt, ist selten in der Lage, seine Schulden zu tilgen; selbst ein Maß Mehl kann oft nicht zurück gegeben werden. Als immer wieder ganze bereits bestellte Felder in die Schlucht stürzen und ein schlechtes Jahr auf ein anderes folgt, roden die Bewohner die Flussaue und siedeln dort neu. Pélagie Arnaud jedoch harrt mit ihrer kleinen Enkelin auf dem Berg aus, die sie nach dem Tod ihrer Tochter im Kindbett aufgenommen hat. Berthe wird von dort oben bald den weitesten Schulweg aller Kinder haben. Die Eindeichung des Flusses Asse und der Bau einer Brücke versprechen bescheidenen Wohlstand. Doch die Skeptiker, allen voran Pélagie, haben den Fluss offenbar realistischer eingeschätzt. Da unten wachsen ja nicht einmal Heilkräuter, tut sie die ehrgeizigen Pläne ab. Als die Enkelin Berthe heiratet und ins Tal zieht, bleibt Pélagie allein zurück. Schließlich erobern oben am Berg Bäume das Dorf zurück. In Orpierre-d’Asse schauen die Leute auf ihre Nachbarn, helfen einander beim Hausbau, doch gegen die Kräfte der Natur bleiben sie hilflos.

Bei aller Kargheit des Alltags entsteht ein lebendiges Bild des Dorflebens, über eine Generation hinweg, bis Berthe selbst Mutter wird. Auf gerade einmal 120 Seiten, schlicht und dennoch detailreich, schildert Maria Borrély in ihrem 1931 erschienenen Roman den Abschied von einem entlegenen Bergdorf und den Versuch, eine Flussaue zu besiedeln.