Rezension

Abseits der Wege

Koller -

Koller
von Annika Büsing

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eigentlich wollte Chris sich von dem Typen mit dem komischen Namen ja nur mit zur Ostsee nehmen lassen. Ein ganz simpler Ausflug an die Ostsee sollte es werden von Leipzig aus, doch mit Koller sind die Dinge nie so einfach wie sie sich planen lassen.
Koller und Chris fühlen schnell mehr füreinander, während sie in diesem klapprigen Polo II sitzen und einfach nur quatschen. Über Belangloses wie Relevantes. Dieses Knistern zwischen diesen beiden jungen Männern, die so verschieden sind, und sich doch so nahe fühlen, wird plötzlich unterbrochen, als Koller einen Hilferuf von einer Ex-Freundin erreicht. Nach Jahren bricht sie ihr Schweigen und schickt Koller auf einen Trip, der nicht nur das Ziel für Chris ändert, sondern auch Kollers Leben völlig umkrempelt. Ins hochwasserzerstörte Ahrtal führt die beiden der Weg, häufig auf Umwegen durch Felder, einige Runden im Kreisverkehr und so manche Umgehungsstraße – die Reiseroute wie eine Metapher aufs Leben.

Viele haben vor mir Büsings „Nordstadt“ gelesen; für mich jedoch war „Koller“ die erste Berührung mit dieser Autorin. Erst hat mich dieser verrückte Roadtrip der beiden Protagonisten ein wenig ratlos gemacht. Nach und nach lassen sich aber Parallelen aufs eigene Leben ziehen. Nicht in den Ereignissen, sondern in den Abweichungen von Geplantem, in Umwegen zu völlig anderen Zielen, zu einer Überraschung, mit der man am Ende aber auch irgendwie zufrieden ist. Und jetzt bleibt mir ja wohl nichts anderes, als der Faszination der Nordstadt bald mal nachzufühlen, oder?