Absolut empfehlenswerte romantische Komödie mit einem Hauch Christian Grey...
Bewertet mit 4 Sternen
Die romantische Komödie „Doppelt verliebt hält besser“ von Anna Gard ist im Juni 2019 im DIGITAL PUBLISHERS (dp)- Verlag erschienen und spielt größtenteils in München.
Fanny Fritzmayer ist alleinerziehend und sexuell frustriert. Da stößt sie plötzlich auf einem Dating-Portal auf einen sehr attraktiven Mann, der auch an ihr Interesse zu haben scheint. Fanny nimmt Kontakt auf und die beiden lernen sich besser kennen. Dabei stellt sie schnell fest, dass Sergej spezielle Vorlieben hat, mit denen sie nur schwer umgehen kann. Zeitgleich lernt sie Ricardo kennen, das genaue Gegenteil von Sergej. Er gibt ihr das Gefühl von Geborgenheit, doch entfacht er eben nicht ihre Leidenschaft, wie Sergej es vermag. Sie muss sich entscheiden, doch das ist gar nicht so einfach. Vor Fanny liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von vielen neuen Erfahrungen und ihrem inneren Konflikt, den Erwartungen an sie als Mutter gerecht zu werden und sich dabei trotzdem als Frau ausleben zu wollen.
Gut 4 Stunden habe ich für diesen Roman gebraucht, der mich bis zum vorletzten Kapitel absolut überzeugt, dann aber enttäuscht hat.
Das Cover gefällt mir gut, jedoch passt es meines Erachtens nicht so gut zur Geschichte. Es hätte für meinen Geschmack etwas mehr von Fanny‘s Situation andeuten können. So wie es jetzt ist, könnte man annehmen, es ist eine nette ländliche Romanze, aber das würde dieser wunderbaren Geschichte nicht gerecht.
Der Klappentext passt da schon deutlich besser. Er führt die Protagonisten und den Hauptkonflikt ein und schafft schon eine passende Stimmung. Meine Neugier wird geweckt, ohne zu viel zu verraten.
Die 41-jährige Fanny Fritzmayer ist alleinerziehende Mutter von 2 Kindern und lebt in einem Vorort von München. Sie ist schon eine Weile allein, wünscht sich aber einen neuen Partner. Fanny ist mit ihrem Äußeren und auch ihrem Liebesleben unzufrieden. Sie möchte sich so gern wieder als begehrte Frau fühlen und sucht auf Dating-Portalen nach potenziellen Partnern. Und wird auch fündig...
Fanny ist für mich eine äußerst gelungene Protagonistin, die ein Stück weit gefangen ist in ihrer Rolle als Mutter. Ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Reaktionen sind sehr authentisch und nachvollziehbar. Sie macht eine beobachtbare Entwicklung durch und ihr Ziel ist klar. Fanny ist mir echt ans Herz gewachsen und ich habe mit ihr mitgefiebert. Wirklich grandios!
Alle anderen Figuren gefallen mir auch sehr. Jeder hat sein Ziel und seine Motivation. Veronika ist herrlich pubertär und auch wenn sie dabei ist, sich abzugrenzen, macht sie sich Sorgen um ihre Mutti. Luise ist eine tolle beste Freundin. Auch Fanny‘s Mutter ist in ihrer Art liebenswert und dabei so wunderbar typisch Mutti. Sergej ist ebenfalls gut entwickelt, auch wenn mir dieser Typ Mann nicht zusagt und ich gebe auch zu, ich dachte, er meint es nicht ernst mit Fanny. Ricardo hat mir da besser gefallen. Er ist vielleicht ein bisschen machohaft, aber strahlt unheimlich viel Herzlichkeit und Wärme aus. Am Ende muss ich aber leider feststellen, dass er kein ebenbürtiger Gegner für Sergej ist.
Alle Figuren sind aber durchweg dreidimensional und sehr sympathisch.
Die Handlung hat mir auch gut gefallen. Es gibt eine ansteigende Spannungskurve und man fiebert mit Fanny mit. Für meinen Geschmack hätte es aber ruhig ein paar mehr Konflikte und auch überraschende Twists geben können, das ist aber nur mein persönlicher Geschmack. Trotzdem ist die Handlung sehr unterhaltsam und aufregend. Leider habe ich einen riesigen und auch nur diesen Kritikpunkt. Das Ende. Der Hauptkonflikt wird urplötzlich und für meinen Geschmack nicht glaubhaft aufgelöst und es fühlt sich an, als ende die Geschichte mitten in der Klimax. Wirklich schade, denn hier hätte die Protagonistin eine ziemlich große Hürde überwinden und eine wirkliche Entscheidung treffen müssen. Ich mag zwar Happy Ends, aber dieses Ende wirkt doch etwas konstruiert auf mich.
Besonders gefallen haben mir aber dafür die vielen romantischen Dates, die Fanny hatte. Einzigartig!
Aber wie liest sich das Buch nun?
Es sind 18 längere Kapitel, die in der ICH-Form im Präsens aus Fanny‘s Sicht geschrieben sind. Das hat mir sehr gut gefallen, denn so wusste man zu jeder Zeit, was in ihr vorgeht und konnte ihre Entscheidungen nachvollziehen.
Der Schreibstil hat mir ganz besonders gut gefallen und ich habe mich super unterhalten gefühlt. Anna Gard schreibt locker, flüssig und absolut amüsant. Die Dialoge sind frisch und machen diese Geschichte so lebendig und zu etwas Einzigartigem. Die Beschreibungen der Settings sind sehr bildhaft und sie schafft eine beeindruckende Stimmung. Auch prickelnde, erotische Szenen kommen nicht zu kurz.
Besonders gefallen hat mir aber der Humor. Ich habe einige Male laut losgelacht. Wirklich grandios.
Mein Fazit nach 239 Seiten:
„Doppelt verliebt hält besser“ ist eine romantische Komödie, die auf eine sehr unterhaltsame Weise zeigt, dass man sich trauen soll, auch mal aus seinem gewohnten Leben auszubrechen und mal nur an sich zu denken.
Wer eine amüsante Liebesgeschichte mit einem Hauch von Christian Grey sucht, die in Deutschland spielt und das Thema „Rollenkonflikte“ bearbeitet, dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.
Von mir erhält das Buch eine Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil Fanny eine so wunderbar authentische und liebenswerte Protagonistin ist, die auch direkt neben dir in der Nachbarschaft leben könnte. Außerdem ist die Geschichte einfach nur unterhaltsam und amüsant. Ein Sternchen muss ich aber für das Ende abziehen. Das hat mich so wirklich enttäuscht, denn es wirkt sehr konstruiert.
Trotzdem ist es ein überaus gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.
Vielen Dank an Anna Gard für diese Geschichte.