Rezension

Actionreicher Auftakt mit viel Gewalt und dem typischen Colfer-Schreibstil

WARP 1 - Der Quantenzauberer - Eoin Colfer

WARP 1 - Der Quantenzauberer
von Eoin Colfer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Zum Inhalt:

Die 17jährige Chevron ‚Chevie‘ Savano arbeitet in Los Angeles als verdeckte Ermittlerin für das FBI. Als sie bei einem Undercover-Einsatz an einer Highschool Mist baut, wird sie nach London strafversetzt. Dort soll sie zu ihrer Rehabilitierung unter der Leitung des schrägen Agenten Orange für das „Witness Anonymous Relocation Programme (= WARP)“ eine geheimnisvolle Metallkapsel  bewachen. Der Job klingt zwar langweilig, aber einfach. Doch dann verschwindet Agent Orange, und ein 14jähriger Junge mit Cockney-Akzent fällt aus der Kapsel. Verfolgt von dessem Meister, dem skrupellosen Mörder Garrick, beginnt für Chevie und Riley eine wilde Verfolgungsjagd durch die Zeiten.

Meine Meinung:

Mit „WARP – Der Quantenzauberer“ legt Eoin Colfer einen fulminanten Auftakt für seine neueste Reihe hin. Hier stehen ganz klar Action und Spannung im Vordergrund. Bereits im 1. Kapitel wird der erste Mord begangen, und ab hier bleiben sowohl den Protagonisten als auch dem Leser kaum Zeit zum Verschnaufen. Mit Garrick hat der Autor einen Bösewicht par excellence geschaffen, der seine blutigen Kreise im modernen und viktorianischen London zieht. Und es scheint unmöglich, dass zwei auf sich allein gestellte junge Menschen diesem regelrechten Antichristen jemals entkommen, geschweige denn ihn besiegen können. Denn Garrick wird während des Zeitsprungs mit erstaunlichen Fähigkeiten ausgestattet und nimmt es nun selbst mit den blutrünstigsten Verbrechern problemlos auf.

Eoin Colfers  Schreibstil ist gewohnt flüssig und unterhaltsam, trotz der vielen Spannung und Gewalt blitzt hier auch öfter sein Humor durch, die Figuren haben stets einen ironischen oder gehässigen Spruch auf den Lippen, und das Sich-Zurecht-Finden in Zukunft bzw. Vergangenheit lässt natürlich auch Spielraum für ein paar Gags. Nebenbei erhält man noch ein bisschen Geschichtsunterricht zum viktorianischen England. Nichtsdestotrotz ist die Story dank Garrick geprägt von Gewalt in einem Ausmaß, das ich in einem Jugendbuch von Eoin Colfer nicht unbedingt vermutet hätte.

Gelungen fand ich die verschiedenen Charaktere, allen voran Chevie, Riley und Garrick. Da das Buch abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, erfahren wir nach und nach immer mehr über die Figuren, über ihr Gefühlsleben und ihre Vergangenheit. So setzt sich im Laufe der Story Puzzleteil für Puzzleteil zusammen und ergibt ein immer klareres Bild darüber, wie die Figuren miteinander verstrickt sind und was es mit der Zeitkapsel und WARP wirklich auf sich hat. Man kommt den Figuren näher, v. a. Riley mochte ich sehr, Chevies Großmäuligkeit ging mir zwar etwas auf die Nerven, aber auch sie wurde mir immer sympathischer. Selbst Garrick tut einem manchmal im richtigen Moment leid, aber die meiste Zeit hab ich mir gewünscht, dass er endlich zur Strecke gebracht wird.

Es gibt viele kritische Stimmen, die zahlreiche Ungereimtheiten und mangelnde Logik im Handlungsablauf bemängeln. Tatsächlich stolperte ich auch über die eine oder andere Sache. Z. B. wieso Garrick aus der Zeitkapsel als mutierter Übermensch tritt, während Andere es bestenfalls unversehrt, oft aber auch mit unschönen Nebenwirkungen (fehlende Gliedmaßen oder Körperteile von Tieren) aus dem Zeitstrom schaffen. Ich muss jedoch dazu sagen, dass ich das alles bei einem Jugendbuch etwas lockerer sehe, ich fühlte mich dennoch gut unterhalten, die Geschichte an sich ist ja schon nicht gerade realistisch, insofern habe ich die paar Ungereimtheiten einfach hingenommen.

Das Finale ist in sich abgeschlossen, wofür ich bei Reihen stets sehr dankbar bin, hält aber dank des Epilogs die Spannung bis zum Schluss hoch und lässt mich sehr gespannt auf den nächsten Teil zurück. Für mich ein gelungener, hochspannender Reihenauftakt, der mich gut unterhalten hat, aber  für die Folgebände noch ein bisschen Luft nach oben lässt.

P.S.: Eine Bitte bzw. Warnung: Viele von euch werden (wie ich) sicherlich die Artemis Fowl-Bücher kennen. Lasst es bitte sein, die beiden Reihen miteinander zu vergleichen! Meiner Meinung nach ist ein direkter Vergleich einfach nicht möglich. WARP ist rasanter und brutaler, es treten völlig andere Charaktere auf. Verderbt euch also nicht den Lesespaß, indem ihr unnötige Vergleiche aufstellen wollt.