Rezension

Ein aufregendes Abenteuer!

WARP 1 - Der Quantenzauberer - Eoin Colfer

WARP 1 - Der Quantenzauberer
von Eoin Colfer

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es gibt Neues vom irischen Meistererzähler Eoin Colfer! Viele Leser kennen (und lieben) diesen Bestseller-Autor durch seine Artemis Fowl-Geschichten. Wer Eoin Colfer noch nicht kennt, sollte bei seinem nächsten Besuch im Buchladen „WARP – Der Quantenzauberer“ etwas genauer anschauen und die ersten Seiten lesen. Denn neben einer hervorragenden Buchgestaltung wird man augenblicklich von einer außergewöhnlichen Atmosphäre eingehüllt und von einem spannenden Szenario mitgerissen.

Man nehme einen skrupellosen Auftragsmörder aus dem viktorianischen London, der durch einen spektakulären Zeitreise-Unfall an Wissen aus der gegenwärtigen Zeit gelangt und zu einem Super-Schurken mutiert. Füge dessen schüchternen Zögling, der sich den mörderischen Lehrmethoden seines Meisters widersetzt, hinzu und kombiniere das Ganze mit einer sehr motivierten FBI-Junior-Agentin der gegenwärtigen Zeit, die gerade einen verpatzten Auftrag ausbügeln muss. Heraus kommt eine unglaublich unterhaltsame und explosive Mischung, die nicht nur jugendliche Leser begeistern wird.

In „WARP – Der Quantenzauberer" begleiten wir Leser die drei Hauptcharaktere in diesem außergewöhnlichen Roman in zwei verschiedenen Handlungssträngen, die anfangs hundertfünfzehn Jahre voneinander getrennt sind. Nach einigen Zeitsprüngen, einer Quantenverschmelzung mit ungeahnten Folgen, wird es für einen kurzen Moment etwas ruhiger. In diesem Abschnitt wird es sehr wissenschaftlich und dochbleibt die Handlung lückenlos und restlos nachvollziehbar, weil Colfer jedes Detail evident erklärt. Wer die Handschrift Colfers bis zu dieser Passage noch nicht erkennen konnte, bemerkt sie in allen weiteren. Hier zeigt der Autor seinen altbekannten Stil, in dem er schonungslos mit seinen Lesern umgeht…egal wie diese darauf reagieren. Er fügt seine vielseitigen Charaktere gekonnt in die Handlung ein und lässt sie auf verblüffende Art agieren. Und während der Leser über die Zeilen Colfers hinweg gleitet und die Luft um ihnherum durch die oft blutigen, wilden und nervenaufreibenden Verfolgungsjagden vor lauter Spannung knistert, verfliegt die Zeit.

Für ein wenig Entspannung sorgen die temporeichen und witzigen Dialoge in den etwas lockeren aber nicht minder mitreißenden Passagen. Viele witzige Details beinhalten jedoch Anspielungen auf Künstler, Musikstücke und Filme aus der Vergangenheit, die dem etwas jüngeren Publikum wohl kaum bekannt sein dürften.

Die Geschichte lebt von den außergewöhnlichen Charakteren. Auch wenn sie nicht immer sympathisch sind, verliert man nicht das Interesse an ihren Taten oder ihrem Wesen. Zugegeben, im mittleren Teil geriet mein Lesefluss durch den deutlich übermächtig wirkenden Super-Schurken etwas ins Stocken. Doch eine Protagonistin hielt mich konsequent bei Laune: die FBI-Agentin Chevron Savano mit ihrem sehr lockerem Mundwerk, ihrem vortrefflichen trockenen Humor und ihren überstürzten und draufgängerischen Handlungen.

In einer sehr ausgereiften Sprache beschreibt Colfer das dramatische und dichte Geschehen und die imposanten Kulissen. Besonders während der Beschreibungen des viktorianischen Londons kam es mir als Leser so vor, als würde ich selbst mit den Akteuren durch die gefährlichen Viertel ziehen und den Gestank, der aus den Gassen hervorkroch, einatmen und wahrnehmen konnte.

Diese besonders interessante Mischung aus Zeitreise und Magie und einer deutlichen und bildhaften Sprache, in Kombination mit nachvollziehbaren und außergewöhnlich starken Charakteren, machten „WARP – Der Quantenzauber“ von Eoin Colfer für mich zu einem richtig guten Jugendbuch. Der kleine Cliffhanger, den der Leser dank einer großen Überraschung gut verschmerzen kann, machte mich sehr neugierig auf weiter spannende Folgebände zu dieser Reihe.