Rezension

Affekte

Die Affekte - Rodrigo Hasbún

Die Affekte
von Rodrigo Hasbún

Bewertet mit 3 Sternen

Der 1908 in München geborene Hans Ertl machte sich als Bergsteiger in den 1930er-Jahren einen Namen. Als Kameramann wirkte er später bei den Filmen von Arnold Fanck mit, bei der Olympia 1936 war er der Hauptkameramann in Leni Riefenstahls Filmen „Fest der Völker“ und „Fest der Schönheit“. Anfang der 1950er-Jahre wanderte Hans Ertl mit seiner Familie nach Bolivien aus. Dort radikalisierte sich seine Tochter Monika und wurde Mitglied der bolivianischen Untergrundbewegung. Der Autor Rodrigo Hasbún hat die historisch verbürgten Fakten nun in seinem Roman „Die Affekte“ literarisch verarbeitet. Der Autor erzählt die Geschichte der Familie Ertl in kurzen Abschnitten auf gerade einmal 140 Seiten. Die verschiedenen Erzählperspektiven verdichten sich erst am Ende zum Gesamtbild einer Familientragödie. Die fragmentarische Erzählweise von Rodrigo Hasbún erfordert Konzentration. Der hochdramatische Stoff ist in Teilen zu radikal verknappt. Der Autor aus Bolivien beherrscht seinen Stoff und hat sein Figurenensemble kompetent arrangiert. Nur ist weniger eben doch nicht immer mehr.