Rezension

Alles endete, wie es begann ... in Oyster Shore

Der Verrat von Oyster Shore -

Der Verrat von Oyster Shore
von Ruth Saberton

Bewertet mit 5 Sternen

Bereits mit DER LIEBESBRIEF, dem ersten Buch, welches 2021 in deutscher Übersetzung erschienen ist, hat mich Ruth Saberton sehr begeistert. Mit der VERRAT VON OYSTER SHORE reise ich wiederum ins wildromantische Cornwall an die Flussmündung von Oyster Shore. Einem Ort, an dem die Zeit stillzustehen scheint.

2011 - Die freischaffende Autorin Lowenna Scott sucht nach der Trennung von ihrem Partner Ruhe und Abgeschiedenheit in der Gegend, wo sie als Kind glückliche Zeiten bei ihrer Großmutter verbrachte. Deren Geschichten aus der Vergangenheit hatten sie immer sehr gefesselt. Doch wieviel Wahrheit steckte hinter den Erzählungen und was hat es mit den Gegenständen aus der alten Holztruhe von Grandma May auf sich?

Kurz nach ihrer Ankunft in Cornwall trifft Lowenna auf den Australier Noah, der nach dem Tod seiner Frau und seiner Mutter nach Oyster Shore kam, um die Recherchen seiner Mutter nach deren kornischen Wurzeln fortzuführen. Auch er findet an dem unberührten und wilden Landstrich Ruhe und Heilung für seine Seele. Gemeinsam machen sich die beiden auf die Suche und starten eine ungeahnte Reise in die Vergangenheit.

Der zweite und dominierende Erzählstrang trägt mich über 100 Jahre zurück ins Jahr 1904: Der Schulmeistersohn Ned hat sich trotz der Standesunterschiede mit dem Industriellensohn Gerald angefreundet. Ned ist klug und beliebt bei den Dorfkindern, während der aufbrausende und manchmal boshafte Gerald kaum Beachtung findet. Als sich beide in die aus gutem Hause stammende, aber verarmte Madalyn verlieben, hat dies ungeahnte Auswirkungen, die zur Zeit des ersten Weltkrieges eskalieren.

Dieses Buch ist angefüllt mit einer geballten Ladung an Emotionen und Dramatik. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, so gefangen war ich von Neds und Madalyns Geschichte. Die eigentlich so unbeschwerte Kindheit an diesem herrlichen verwunschenen Ort wird getrübt durch den Neid und die Eifersucht von Gerald. Ich habe bis zum Ende versucht, Verständnis für ihn aufzubringen, da er es wirklich nicht leicht hatte, doch ich konnte mich kein Stück für ihn erweichen. Zu schwer sind seine Vergehen in meinen Augen. Erst Jahre später wird der Gerechtigkeit ein klein wenig Genüge getan.

Die Autorin schafft es durch ihren bildgewaltigen Schreibstil in perfekter Weise, Oyster Shore vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen. Da empfand ich genauso wie Lowenna und ihr Spaniel Breakspear. Ich sah die Sonne, die durch die Baumkronen auf das Flußufer fiel, wo sich bei Ebbe wahre Schätze im Schlamm finden ließen. Ich hörte Madalyns helles Lachen, während sie in einem kleinen Eimer Seeglas und Muscheln sammelte. Ich sah Neds Blondschopf im Wasser, während er mit kräftigen Zügen ans andere Ufer schwamm.

Wie ein Schwamm sog ich jeden kleinen Tropfen Erkenntnis in mir auf, der Lowenna und Noah ihren Wurzeln näherbrachte und eine Entscheidung für die Zukunft bedeutete. Wenn ich könnte, würde ich mir gleich eine Hütte in THE HAVEN reservieren, um auch meine Seele dort heilen zu lassen.

Vielen Dank RUTH SABERTON für diese fesselnde Geschichte. Von mir eine ganz klare Leseempfehlung.

Mein Fazit:
DER VERRAT VON OYSTER SHORE ist eine fesselnde, emotionale und bildgewaltige Familien- und Liebesgeschichte voller Geheimnisse. Der Schauplatz gelegen im wildromantischen Cornwall ist eine wahre Freude für die Sinne. Unbedingt Lesen.