Rezension

Alles Gute hat sein Ende

Letzte Rettung: Paris - Patrick Dewitt

Letzte Rettung: Paris
von Patrick DeWitt

Bewertet mit 3 Sternen

In Patrick deWitts neuem Roman “Letzte Rettung: Paris“ geht es um eine sehr ungewöhnliche Mutter-Sohn-Beziehung. Frances Price, seit etwa 20 Jahren verwitwet und mit 65 noch immer eine sehr attraktive Frau, hat lange gebraucht, bis sie ihrem Sohn Malcolm, Anfang 30, eine Mutter sein konnte. Jetzt bindet sie ihn an sich, lässt ihn nicht erwachsen werden und duldet keine andere Frau in seiner Nähe. So hat sie auch seine reizende Verlobte Susan vertrieben. Nach seiner Vorgeschichte ist Malcolm ohnehin zu keiner normalen Beziehung zu seinen Mitmenschen fähig. Frances hat ihr gesellschaftliches Ansehen seit langem verspielt, seit sie ihren toten Mann in der Wohnung liegen ließ, ohne Ärzte oder Behörden zu verständigen und zu einem Skiwochenende aufbrach. Inzwischen hat sie auch das geerbte Vermögen verschleudert und alles verloren. Mit dem Geld aus Verkäufen von Wertgegenständen aus der letzten Wohnung ziehen Mutter und Sohn in das Apartment von Frances´ Freundin Joan in Paris. Sie nehmen den Kater Kleiner Frank mit, die Inkarnation des verstorbenen Gatten.

In Paris sammelt Frances allerhand Exzentriker um sich: einen Privatdetektiv, der das Medium Madeleine wiederfindet, mit dem Malcolm auf der Überfahrt eine kurze Affaire hatte, einen Weinhändler, einen Arzt. Das Medium stellt den Kontakt zu dem Toten her.

Der Roman ist teilweise Gesellschaftskomödie, Satire auf das inhaltsleere Leben der Superreichen, aber zum Teil auch eine Reihung von absurden Begebenheiten und skurrilen Figuren. Nicht immer ist das witzig, weil der Tod als Thema eine wichtige Rolle spielt und immer präsent bleibt. Der deutsche Titel suggeriert, dass es eine Rettung gibt. Tatsächlich bedeutet der Originaltitel "French Exit“ jedoch, dass jemand abrupt Kontakt und Kommunikation abbricht und wie ein Geist aus dem Leben anderer Menschen verschwindet. Mir hat das Buch in der zweiten Hälfte nicht mehr so gut gefallen. Die Frage, was uns der Autor mit dieser Geschichte sagen will, wüsste ich nicht zu beantworten.