Rezension

Als Söldner im Dreißigjährigen Krieg

Hagendorf -

Hagendorf
von Robert Steinhauser

Bewertet mit 5 Sternen

„...Peter Hagendorf! Dir ist viel Unrecht widerfahren. Doch dies Unrecht wirst du tausend und abertausend Male vergelten an jenen, die dir keines zugefügt...“

 

Wir schreiben das Jahr 1623, als der junge Mann diese Worte aus dem Munde einer Wahrsagerin hört. Sein Leben liegt gerade in Scherben. Die Mühle wird der Vater an den jüngeren Sohn vererben, weil der Vater für Peter schon eine Schule bezahlt hat. Für die weitere Ausbildung erhielt Peter sein Erbe, doch das wurde ihm unterwegs bei einem Überfall geraubt. Arbeit gibt es keine, weil in diesen Kriegszeiten jeder sehen muss, wo er bleibt. Mit Christian zusammen lässt sich Peter als Söldner anwerben.

Der Autor hat einen exakt recherchierten historischen Roman geschrieben, dem die Tagebuchaufzeichnungen des Peter Hagendorf zugrunde legen. Im Nachwort wird klar, was die konkreten Fakten sind und was der Phantasie des Autors entstammt.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Die Schlachten werden genau beschrieben. Selbst taktische Überlegungen der Heerführer finden an vielen Stellen Eingang in das Buch. Hier dominiert eher ein sachlicher Stil.

 

„...Die schwedische Armee dicht auf den Fersen erreichten sie bei Ingolstadt die sternförmige am rechten Donauufer gelegene Festung. Bereits am nächsten Tag marschierten am gegenüberliegenden Flussufer die Schweden auf und sogleich eröffnete die Festungsartillerie das Feuer...“

Richtig heftig aber wird es, wenn es um Kriegsverletzung, Leichenfledderei Vergewaltigung oder die Folterung der Bevölkerung geht, um an deren Hab und Gut zu kommen. Mancher täuscht vor, schon überfallen worden zu sein.

 

„...“Lass mich gewähren Weib - hilf mir lieber“, keuchte er. „Wenn die Türen offenstehen und alles zerstört ist, wer will uns dann noch plündern kommen?“...“

 

Der Krieg führt Peter quer durch Europa. Je nach Kriegslage wechseln die Söldner mal freiwillig, mal unfreiwillig den Dienstherrn. Er wird mehrmals im Rang aufsteigen, kurze Zeit später untere eine neuen Befehlshaber sein Amt wieder verlieren. Peter erweist sich als guter Organisator. Das kommt einerseits seinem Geldbeutel zugute, bringt ihm aber auch Ansehen. So wird er mit zunehmender Dienstzeit für organisatorische Leistungen eingesetzt. Der Krieg ist ein Wechselspiel zwischen Hunger und Wohlergehen. Schlimm sind die Zeiten des Wartens. Dann versinkt das Heer im Alkohol, wenn vorhanden.

Für ihre Munition müssen die Soldaten selbst sorgen.

 

„...In einer Kanne ließ er den Barren zergehen, um das flüssige Metall sodann in die Öffnung der Kugelzange zu gießen. Nach kurzem Abkühlen stocherte er die Kugel heraus...“

 

Die Pest und die Blattern dezimieren das Heer. Die im Tross geborenen Kinder haben selten eine Überlebenschance. Die medizinischen Behandlungen der Kriegsverletzungen möchte man sich heute nicht mehr vorstellen.

Eingebettet in das Geschehen sind viele Einzelschicksale. Nut wenige überleben die Kriegsjahre. Viele aber scheuen den Frieden, denn außer kämpfen haben sie nichts gelernt. Auch Peter muss erst auf seine Begabungen hingewiesen werden. Unterwegs, wenn es Zeit war, hat er sich in manchen Handwerk versucht und bewährt. Sein Organisationstalent und sein taktisches Geschick könnten nach dem Krieg Gold wert sein.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. An manchen Stellen hätte ich mir allerdings gewünscht, die Grausamkeiten aller Seiten wären nicht so genau beschrieben worden.

Mit einem Zitat möchte ich meiner Rezension beenden. Es sind Gedanken, die Peter durch den Kopf gingen, wenn sich sein Gewissen regte, denn eines war nicht - abgestumpft wie viele andere.

 

„...Das Unrecht dieser Welt schien ein fortlaufender Kreislauf zu sein. Schlimme Taten schienen Kinder zu bekommen, die sich ihrerseits wieder fortpflanzten, bis die ganze Welt böse und verderbt sein würde...“