Rezension

Altbekanntes Thema spannend umgesetzt

Das siebte Mädchen -

Das siebte Mädchen
von Stacy Willingham

Bewertet mit 4 Sternen

1998 verschwinden sechs Mädchen im Teenageralter; Protagonistin Chloe war damals 12 Jahre alt und kannte sie aus der Schule. Ihre Leichen werden nie gefunden, aber nachdem Chloe im Schlafzimmer ihrer Eltern eine Schatulle mit Schmuckstücken der Mädchen entdeckt hatte, gestand ihr Vater die Morde und wurde als Serienmörder verurteilt. 

Zwanzig Jahre verschwinden erneut Mädchen und junge Frauen, und eine davon ist Patientin bei Chloe, die inzwischen promovierte Psychologin ist. Es scheint, als habe ihr Vater einen Nachahmer gefunden – oder war er damals unschuldig?

Ganz ehrlich: Die Grundidee ist nicht neu. Ein Serienkiller, der Jahrzehnte später einen Nachahmer findet, wobei aber die Frage aufkommt, ob vielleicht der Falsche verurteilt wurde …? Das gab es schon oft. Aber Stacy Willingham konstruiert ihre Variante davon so vielschichtig und clever, mit so vielen unerwarteten Wendungen, dass es einfach Spaß macht und auch sehr spannend ist. Immer wenn ich dachte, jetzt hätte ich das Ganze aber wirklich durchschaut, wurden die Karten wieder neu gemischt.

Und immer, wenn ich dachte »Das macht aber keinen Sinn, weil XYZ« oder »Das widerspricht jetzt aber dem, was wir über Charakter A wissen«, folgte eine schlüssige Erklärung. Jeder scheinbar gradlinige Weg hat Abzweigungen. Jeder Charakter hat seine Geheimnisse. Für ein Debüt ist das alles verdammt beeindruckend! 

Apropos Charaktere: Chloe ist eine sehr gelungene Protagonistin: intelligent, aufrichtig und authentisch, dabei aber keineswegs unglaubwürdig perfekt. Die anderen Charaktere sind in meinen Augen ebenfalls sehr gelungen, gerade weil man sich nicht sicher sein kann, wer mit verdeckten Karten spielt.

Die Geschichte pendelt zwischen Familiendrama, atmosphärischem Southern Gothic und verschachteltem Kriminalrätsel, und zusammengehalten wird das von einem eindringlichen, fesselnden Schreibstil mit Gespür fürs stimmige Detail.