Rezension

Alter Adel auf neuen Wegen

Donnerstags bei Kanakis - Elisabeth de Waal

Donnerstags bei Kanakis
von Elisabeth de Waal

Bewertet mit 4 Sternen

Anfang der 50er Jahre hat Wien noch immer mit den Kriegsfolgen zu kämpfen. Viele Gebäude sind zerstört worden und noch nicht wieder aufgebaut. Die Bevölkerung muss mit sehr wenig zurechtkommen, kaum jemand hat Geld, und zu kaufen gibt es auch nicht viel.

Die Gesellschaft strukturiert sich neu. Den alten österreichischen Adel gibt es noch, nur kann man sich nichts dafür kaufen. Da gibt es Prinzessinnen, die plötzlich als Laborassistentin arbeiten, wie Nina zum Beispiel, die eine Stellung als Nina Grein angenommen hat, obwohl sie Prinzessin von Grein-Lauterbach ist.
Dann gibt es auch Rückkehrer, wie Kuno Adler, einen angesehenen jüdischen Arzt, der nach Amerika ausgewandert ist, und im Rahmen des staatlichen Wiedergutmachungsprogramms in seiner alten Heimat neu anfangen möchte und feststellen muss, dass auch wohlwollende Gesetze auslegbar sind.
Ein ganz anderer Remigrant ist Theophil von Kanakis. Als Millionär und Schöngeist lässt er einen Rokokopavillion wieder aufbauen, um dort jeden Donnerstag illustere Soireen abzuhalten. Er versammelt interessante Menschen quer durch alle sozialen Schichten, und lernt dort eines Abends die wunderschöne Marie-Therese kennen...

All diese Schicksale werden sehr eindringlich beschrieben. Man spürt den Niedergang der "alten Welt", das Brechen mit Traditionen, den Kampf um einen Neubeginn trotz widriger Umstände. Manch einer findet eine neue Liebe, die vor dem Krieg nicht möglich gewesen wäre, andere treiben die Konventionen in den Tod, als würde man noch im tiefsten Biedermeier stecken.

Ich fand es sehr kurzweilig dieses Buch zu lesen, auch wenn die Autorin gelegentlich sehr weit ausholt. Anfangs weiß man nicht genau, wie die vielen verschiedenen Lebensgeschichten zusammenhängen, bis sich irgendwann alle treffen, Donnestags bei Kanakis.