Rezension

Am Anfang ein Roman

Die Dame in Gold - Valérie Trierweiler

Die Dame in Gold
von Valérie Trierweiler

Bewertet mit 3 Sternen

1903 malt Gustav Klimt "Die Dame in Gold", für das Adele Bloch-Bauer Modell stand. Es gilt als das siebtteuerste Gemälde der Welt.

Adele Bauer ist noch sehr jung, als sie den älteren Zuckerbaron Ferdinand Bloch heiratet. Kurz darauf erleidet sie eine Fehlgeburt, ihr zweites Kind wird nur einen Tag alt. Adele kommt nicht über den Tod ihres Sohnes Fritz hinweg und ist unendlich traurig. Da beschließt Ferdinand ein Bild von ihr anfertigen zu lassen, das kein anderer malen soll als der berühmte Gustav Klimt. Dieser hat selbst einige Verluste geliebter Menschen einstecken müssen, worunter sich schließlich sein Malstil verändert hat. Von der einstigen Landschaftsmalerei wechselt er zur Portraitmalerei mit orientalisch, mystischen, surrealistischen Elementen. 
Adele, unzufrieden mit ihrem Leben als Frau, in einer Zeit, wo dieser keine gesellschaftliche Rolle zugetraut wird, deprimiert, da sie nicht Mutter werden kann und weil ihr Ehemann sie nicht ernst nimmt, verliebt sich schnell in Klimt. Sie beobachtet, wie der Künstler eine Frau verführt und wünscht sich nichts sehnlicher, als dass er dies auch mit ihr mache. Und bald wird Adele DIE Inspirationsquelle und Geliebte von Gustav. Und Klimt Adeles große Liebe, die ihr zeigt, wie weibliche Gelüste befriedigt werden können.

Dachte man, Adele sei doch die große, selbstbewusste Salondame aus Wien, die man schon in "Die Muse von Wien" kennenlernen durfte, wird man hier enttäuscht. Es wirkt doch so, als sei Adele nur eine Nebenfigur. Sie schmilzt auf dem Kanapee Klimts einfach nur so dahin und bleibt recht passiv. Am Anfang des Buchs folgt die Autorin noch einem roten Faden. Es geht um Adeles großes Schicksal, dass sie keine Kinder gebären kann und ihre Bestimmung nicht ausüben kann. Man erfährt, wie sie mit ihrem Leid umgeht und doch noch Sinn in ihr Leben zu bringen versucht. Sie hilft den Armen und Bedürftigen, gerade während des Ersten Weltkriegs.

Doch dann verliert die Autorin den Faden und der Roman geht unter. Die fiktive Geschichte driftet ab und schon bald werden nur noch die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse, der Erste Weltkrieg und der Untergang der Habsburger Monarchie, und die letzten großen Stationen in der Biographie Adele Bloch-Bauers paraphrasiert. Schade! Denn die Biographie dieser besonderen Muse bietet sehr viel Potenzial für verschiedene wichtige Themen der Wiener Moderne, die man mit Fantasie und dem Festlegen auf ein bestimmtes Thema herrlich hätte ausbauen können. So hätte ich mir schließlich gewünscht, eine Biographie über Adele Bloch-Bauer, einer Künstlermuse und Kämpferin, zu lesen.