Rezension

America first

The President Is Missing - Bill Clinton, James Patterson

The President Is Missing
von Bill Clinton James Patterson

"Es gibt Dinge, die nur ein Präsident wissen kann. Es gibt Dinge, die nur ein Prädident tun kann. Doch was geschieht, wenn der Präsident verschwindet?"

Die USA werden bedroht: Ein Cyberangriff von Terroristen steht unmittelbar bevor. Doch wann und wie das geschehen soll, ist nicht bekannt. Der Präsident wird kontaktiert; er soll sich allein mit Unbekannten treffen, um mehr Informationen zu erhalten. Soll er sich darauf einlassen, ohne seine Leibwächter, ohne Sicherheiten? Er steht ohnehin unter Druck: Er muss sich einer Anhörung stellen, weil er einen tödlichen Zugriff auf einen international gesuchten Terroristen verhindert haben soll. Die Ereignisse führen dazu, dass er für einige Tage an einen unbekannten Ort verschwinden muss. Der Präsident ist weg - das macht ihn in den Augen der Öffentlichkeit noch verdächtiger...

Vom Inhalt möchte ich hier nicht mehr preisgeben, um die Spannung der Lektüre nicht zu brechen. Denn Spannung aufbauen, das kann James Patterson (wie viel davon Bill Clinton beigetragen haben mag, kann ich nicht ersehen). Das Ende hat mich allerdings nicht überrascht; ich fand es in allen Teilen vorhersehbar. Nicht überzeugt hat mich auch die Hauptfigur: Einerseits wird der Präsident Jonathan Duncan sehr menschlich geschildert - als trauernder Witwer, liebevoller Vater und Baseballfan. Doch er hat zu viel von einem amerikanischen Superman: Ein Irak-Veteran, der selbst unter Folter nichts gestanden hat; ein schwer kranker Mann, der seine Behandlung aufschiebt, weil seine Arbeit vorgeht; ein überzeugender Redner, der auch politische Gegner ins Grübeln bringt - ich könnte die Aufzählung noch fortsetzen, doch das Ergebnis ist in einem Wort ein Superheld. Und auch wenn er viele Helfer hat, hängt der Ausgang des Thrillers einzig und allein von ihm ab. So setzt er sich denn auch über manche Vorschriften hinweg, um sein Ziel zu erreichen. Was ist da die Botschaft - sollen wir anstehende Entscheidungen einem Einzigen anvertrauen, einem Supermann, einem "Führer", dem wir vertrauensvoll folgen??

Daher: Als Thriller finde ich das Buch unterhaltsam zu lesen, aber das war es auch. Zu überladen, zu pathetisch, zu klischeehaft. "Weniger wäre mehr", hätte meine ehemalige Deutschlehrerin dazu gesagt.

Kommentare

sphere kommentierte am 15. März 2019 um 18:00

Ah, hätte ich doch vorher deine Rezi gelesen...