Rezension

Amon

Amon - Jennifer Teege, Nikola Sellmair

Amon
von Jennifer Teege Nikola Sellmair

Bewertet mit 5 Sternen

Amon Göth ist Jennifers Teege Großvater. Wie nun mit dieser neuen Situation umzugehen ist, das schildert Jennifer Teege einprägsam. Sie, als Tochter eines Nigerianers und Monika Göth. Sie, die hebräisch spricht und in Israel lebte. Sie, für die die NS-Zeit ein interessantes, faktisches Thema war - wie für viele tausende Schüler auch. Sie, die von ihrer leiblichen Mutter und Großmutter wohl nie erfahren hätte, wer ihr Großvater war.
An vielen Stellen sorgt die Lektüre für Gänsehaut und besonders die Ausführungen über Amon Göth lassen manchmal hoffen, dass doch bitte alles nur Fiktion wäre. Leider weiß jeder, dass es die harte Realität ist. Ein kluges, reflektiertes und sehr persönliches Buch über Vergangenheit, historische Fakten, Sichtweisen - und über die Liebe. Aus meiner Sicht ein Gewinn für jeden aus der Generation der Nachkommen, der vielem verständnislos und ohnmächtig gegenübersteht, gewisse Fakten seine Familie, seinen Ursprung betreffend nicht begreifen will, es gar nicht kann, denn erstens zeigt uns Jennifer Teege, dass es gar keine optimale, sondern nur eine sehr persönliche Herangehensweise, ein individuelles Begreifen, eine individuelle Verarbeitung gibt. Es gibt auch andere Stimmen, so werden bspw. Stellungnahmen ihrer Adoptivmutter, ihres Adoptivbruders eingeblendet, historische Tatsachen werden mitgeteilt. Was mir bei diesem Buch sehr gut gefallen hat, dass hier die Sicht der Opfer aus einer anderen Perspektive geschildert wird, nämlich aus der Sicht der Angehörigen von NZ Verbrechern. Auch sie waren Opfer, denn es gibt viele, die ein Leben lang unter diesem Trauma lebten und nicht wenige, die sich das Leben nahmen.
Fazit:
Ein berührendes Buch, in dem sich Jennifer Teege intensiv mit ihrer Familie, allen voran ihrem Großvater, auseinandersetzt.