Rezension

Der Holocaust aus einer anderen Sichtweise

Amon - Jennifer Teege, Nikola Sellmair

Amon
von Jennifer Teege Nikola Sellmair

Bewertet mit 5 Sternen

Jennifer Teege, die dieses Buch zusammen mit der Journalistin Nicola Sellmair geschrieben hat, erfährt erst mit 38 Jahren, dass sie die Tochter eines KZ Aufsehers ist und zwar des KZ Aufsehers Göth,, der aus dem Film "Schindlers Liste", einem Millionenpublikum bekannt ist.Wie geht man mit solch einer Vergangenheit um ?

Jennifer wurde schon mit 4 Wochen in ein Heim gegeben, da ihre Mutter sich von dem nigerianischen Vater getrennt hatte und selbst ganze Tage arbeiten musste. Allein durch ihr exotisches Aussehen, hatte sie schon mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, aber das Schlimmste war, dass sie als sie älter wurde, ein schlechtes Selbstwertgefühl entwickelte, sie dachte, ihre Mutter lehne sie ab. Kein Kontakt in den ganzen Jahren, auch nicht als Jennifer in eine sehr liebevolle Adoptivfamilie kam und dort mit zwei Brüdern aufwuchs. Doch ihr Selbstwertgefühl stieg, vor allem auch deshalb, weil sie in stabilen Familienverhältnissen groß wurde. Und jetzt das Wissen um einen SS.Vater. In einer Bibliothek findet sie das Buch ihrer Mutter, in der sie von ihrem Vater, Jennifers Großvater erfährt. Sie begibt sich auf Spurensuche, sucht das KZ in dem ihr Großvater Leiter auf und spricht mit Betroffenen. Sie selbst hat 4 Jahre in Israel studiert und viele Freunde unter der jüdischen Bevölkerung , doch sie tut sich nach dieser Offenbarung schwer, Kontakt mit ihren Freunden in Israel zu erhalten.
Das Buch Amon wird aus zwei perspektiven geschrieben. Ein Mal aus der Sicht Jennifers, die emotional betroffen ist und aus der Sicht Nikola Sellmaiers, die die geschichtlichen Fakten und Zahlen beisteuert und das Ganze aus einer anderen Sicht beschreibt.

Was mir bei diesem Buch sehr gut gefallen hat, dass hier die Sicht der Opfer aus einer anderen Perspektive geschildert wird, nämlich aus der Sicht der Angehörigen von NZ Verbrechern. Auch sie waren Opfer, denn es gibt viele, die ein Leben lang unter diesem Trauma lebten und nicht weinige, die sich das Leben nahmen. Auch Jennifers Mutter ist eine solche Frau, die ihr Leben nicht leben konnte, da sie sich nicht von dem Schatten ihres Vaters lösen konnte. Selbst als Jennifer ihre Mutter nach Jahrzehnten wiedertrifft, fragt sie nicht nach Jennifer und ihrem Leben ohne sie, sondern erzählt nur von ihrem Vater uns seinen Taten unter denen sie heute noch zu leiden hat. Auch die Sicht vieler Angehörigen, die das Geschehene abmildern oder ganz negieren , kommen hier zur Sprache. Vielleicht weil es anders nicht zu ertragen war, eine Art Selbstschutz ? Doch die Quintessenz des Ganzen wird immer wieder klar. Nichts darf totgeschwiegen werden, denn alles worüber man nicht spricht macht krank.

Ein sehr beeindruckendes und empfehlenswertes Buch.