Rezension

Anders als erwartet

Hättest halt kein Kind gekriegt! - Karin Steger

Hättest halt kein Kind gekriegt!
von Karin Steger

Bewertet mit 3 Sternen

Karin Steger berichtet in diesem Buch von ihren Erfahrungen als Alleinerziehende, ihrem BurnOut, den Ansprüchen der Gesellschaft und ihre eigenen hohen Werte, die sie oft zu Fall gebracht haben, die Schwierigkeiten einer Partnerschaft mit Kindern und der Entscheidung Kind oder Karriere oder beides zu wollen oder zu sollen.

Anhand ihrer eigenen Geschichte versucht die Autorin, die Themen Familie, Kinder und die Rolle der Frau als Mutter in der Gesellschaft zu behandeln. Dies gelingt aber nur bedingt, da sie oftmals nicht über ihre eigene Perspektive hinauskommt und wichtige Themen nur am Rande streift (wie z. B. das von ihr favorisierte bedingungslose Grundeinkommen für Mütter oder die Rolle des Feminismus in der Debatte Kind oder Karriere).

Ein Pluspunkt ist der Erzählstil. Dieser war aus Sicht der Autorin als Ich-Erzählerin leicht und nachvollziehbar zu lesen, so dass man schnell Einblicke in die Gefühle, Wünsche, Zweifel und Probleme der Mutter bekommt und diese auch gut nachvollziehen kann.

Was eine Übertragbarkeit auf die eigene Lebenswirklichkeit etwas erschwert ist die Tatsache, dass die Autorin teilweise über Erfahrungen schreibt, die von Ende der 1990er in Österreich stammen und somit zwar historisch interessant, aber schwierig zu verhandeln sind (z. B. geht es in langen Passagen um das Problem, einen kostengünstigen und verlässlichen Babysitter für ein Kleinkind zu kriegen, was nur bedingt auf die Situation in Deutschland, eine Tagesmutter zu finden, übertragbar ist. Wie die österreichischen Verhältnisse sind, weiß ich leider nicht, dort könnte es eher passen).

Ingesamt hat mir das Buch von der Idee her sehr gefallen, weil es ein wichtiges Thema ist, was dringend in der Gesellschaft verhandelt werden muss, da sonst die Mütter zwischen überlieferten Rollenbildern und (zu) hohen Erwartungen selbst auf der Strecke bleiben.

Ich hätte mir aber eine etwas weitere Sicht auf die Sachverhalte gewünscht. So ist es eher ein Lebensbericht einer Mutter geblieben, eine Grundlage für eine Diskussion, die nur angedeutet wurde.