Rezension

geht so

Hättest halt kein Kind gekriegt! - Karin Steger

Hättest halt kein Kind gekriegt!
von Karin Steger

Bewertet mit 3 Sternen

== Inhalt: ==

Hättest halt kein Kind gekriegt!“ Ein Satz wie ein Hammerschlag, den so manche Frau schon gehört hat, so auch Karin Steger. Ihr Alltag bestand wie jener vieler Mütter aus Hetzen zwischen gesellschaftlich anerkannten Lebensbereichen und der angeblichen Privatsache Familie. Das Buch beginnt mit einem Breakdown.

Die alleinerziehende Karin Steger ist erschöpft, kann nicht mehr, weiß nicht mehr weiter. Bald erkennt sie, dass die Abwertungsmechanismen, die in ihrem Umfeld und in unserer Gesellschaft wirken, auch in ihr selbst existieren. Sie macht sich auf die Suche nach einer Balance zwischen ihren vielen Aufgaben und ihren eigenen Wünschen, im Beruf, zu Hause, mit den beiden Kindern. In vier Etappen und über einen Zeitraum von sieben Jahren schildert sie, wie sie aus Wut und Erschöpfung zu Autonomie, Geborgenheit und Lebensglück fand.

== Das Cover: ==

Das Cover symbolisiert deutlich den Spagat zwischen Karriere- und Hausfrau.
Sehr farbenfroh und aussagekräftig. Im Buchladen würde ich dieses Buch anhand des Covers sofort in die Hand nehmen und mich näher mit diesem beschäftigen.

== Leseeindrücke: ==

Karin Steger ist Radiomoderatorin und wohl das, was man eine Karrierefrau nennt - bis zu dem Tag an dem sie Mutter wird.  Ihr Leben, ihr Alltag … nichts ist mehr wie es vorher war. Als Alleinerziehende geht sie weiterhin arbeiten. Hin- und hergerissen zwischen Beruf und Muttersein gerät sie immer mehr in eine tiefe Krise und ihr scheint alles über den Kopf zu wachsen und sie erkennt: Sie steht mit ihrem Problem nicht alleine da, denn anderen Müttern geht es ähnlich. Auch andere müssen den Spagat zwischen Beruf und Muttersein irgendwie meistern und auch andere bekommen bestimmt mehr als einmal den Spruch: „Hättest halt kein Kind gekriegt!" an den Kopf geworfen.

Dieser biografische Roman lässt tief in die Ängste und Nöten der Autorin blicken, Offen und schonungslos ehrlich beschreibt sie ihren nicht immer einfachen Alltag und ihre damit verbundene Verzweiflung, die bis fast zum Burn-Out trieben. Schön, dass wir aus der Ich-Perpektive lesen, das bringt uns die Protagonistin noch näher.

Was ich bei diesem Roman zu bemängeln habe, sind mir die stellenweise zu viele Jammereien und Pienzereien. Kinderkriegen tut nun mal weh, das weiß man aber auch vorher. Etwas hypochondrisch wird eine Rheumaerkrankung vermutet, die sich dann aber nicht bewahrheitet. All das Kribbeln, das Zittern, Migräne sind seelischer Natur, was ich für die Autorin sehr bedauere, aber auch das überlebt man. Dafür muss ich einen Stern abziehen.

Auch ich war nicht immer glücklich verheiratet, habe ja auch bereits eine Ehescheidung hinter mir. Bei der Trennung war mein Sohn damals 8 Jahre alt. Auch ich musste arbeiten, hatte keinerlei Hilfe von Omas und wusste oft nicht, wie ich den Spagat zwischen Beruf, Kind und Haushalt schaffen sollte. Aber es geht ja immer irgendwie weiter. "Einen Weg finden" muss man oft gar nicht, der weist sich oft von ganz alleine.

So lesen wir also in vier Teilen ...

Teil I:  Alleinerzieherin
Teil II: Paarbeziehung
Teil III: Familie
Teil IV: Neuland Betreten

mit jeweils mehreren Unterkapiteln, diese verteilt auf insgesamt 170 Seiten, die Stationen des Lebens der Autorin, die sie durchlebt und - leidet hat. Eine Hilfestellung für Leidensgenossinnen findet man aber leider auch nicht.  Daher muss ich noch einen Stern abziehen, da ich schon vermutet hatte, ein paar hilfreiche "Durchhaltetipps" zu finden. Mich als berufstätige, alleinerziehende Leserin - wenn ich denn eine wäre -  würden viele Stellen im Buch eher runterziehen, den mutmachend wirken.

Daher vergebe ich aber immer noch 3 von 5 Sternen!

by esposa1969