Rezension

Anders als erwartet

Meine Farm in Afrika - Kerstin Decker

Meine Farm in Afrika
von Kerstin Decker

Bewertet mit 4 Sternen

Der Titel der Biographie "Meine Farm in Afrika" impliziert eine gewisse Nähe zu dem Roman "Jenseits von Afrika" von Tania/Karen Blixen. Diese Nähe ist sicher gewollt, da Blixens Buch eine Bestseller und sogar verfilmt wurde. Die Bücher haben aber wenig gemein, außer das es sich um zwei starke Frauen geht, die ihr Glück in Afrika suchten.

Für mich war es aber in erster Linie keine Biographie von Frieda von Bülow, sondern ein Roman-Sachbuch über den Beginn der deutschen Kolonialzeit in Ostafrika mit der Konzentration auf die bekannten Initiatoren. Dazu gehört zum einen ganz eindeutig Carl Peters, der viel Raum im Buch einnimmt, aber auch der bekannte Henry Morton Stanley oder Emin Pascha werden ausführlich behandelt.

Man merkt der Autorin ist der Kontext wichtig, in dem Friedas Leben in Afrika steht. Sie will kein romantisch, verklärtes Bild zeigen, sondern anhand von Friedas Leben das wahre Leben in den Kolonien. Das gelingt ihr sehr gut. Zum einen durch den Einschub von Originalbriefen und Schreiben von Frieda und ihren Mitstreitern. Dabei gelingt ihr sehr gut auch die Gedanken der damaligen Kolonialisten aufzuzeigen, die von Rassismus und Überlegenheitsgefühlen geprägt sind. Dennoch werden Kolonisten und Afrikaner differenziert aufgezeigt, was für mich eines Highlights des Romans ist, denn dies gelingt nur sehr wenigen Autor*innen zu diesem Thema. Ein weiteres Highlight ist der unterschwellige Humor und Zynismus, der sich durch das gesamte Buch zieht. Einfach großartig zu lesen. Nur mit teils etwas ausführlichen philosophischen Abschweifungen machten es mir manchmal schwer nicht den roten Faden zu verlieren.

So gesehen ist es kein einfaches Buch, es verlangt einem eine gewisse Konzentration ab. Aber wer sich für die deutsche Kolonialgeschichte interessiert sollte diese Biographie, die für mich keine wirkliche Biographie war, lesen. Ich bekam einen guten Rundumblick über die Absurdität der damaligen Politik und habe Lust bekommen, mehr über die einzelnen Akteure zu lesen, allen voran Emin Pascha.