Rezension

Anders als erwartet und doch besonders

Das Haus der finsteren Träume - Shaun Hamill

Das Haus der finsteren Träume
von Shaun Hamill

Bewertet mit 4 Sternen

USA in den 60er Jahren: eigentlich waren Margarets Zukunftsvorstellungen anders, hatte sie doch eigentlich vor, einen wohl situierte Mann zu heiraten und zu studieren. Aber als sie in der Buchhandlung, in der sie jobbt, den jungen Harry trifft, kann sie ihm und seiner Begeisterung für Horrorromane, insbesondere die des H. P. Lovecraft, nicht widerstehen. Gemeinsam bauen sie sich ihr Leben auf, doch in Harry schlummert ein Traum, der eines eigenen gruseligen Horrorhauses, in dem die Leute sich nicht nur fürchterlich erschrecken, sondern auch die kribbelnde Spannung hautnah erleben sollen. Das die Monster, die ins Haus Einzug halten, nicht nur unter Kostümen versteckt sind, ahnt kein Aussenstehender. Nur der jüngste der Familie, Noah, hat ein ganz besonderes Gespür für eins dieser Monster.
Meine Meinung
Als ich das Cover und den Klappentext dieses Buches sah, bzw. gelesen hatte, war ich gleich neugierig auf die Geschichte. Doch im ersten Moment muss ich gestehen, dass ich hier etwas ganz anderes erwartet hatte. Alles klang nach einem Horrorbuch über ein gruseliges Haus, doch der Grusel in dieser Geschichte ist ein ganz anderer.
Der Schreibstil des Autors Shaun Hamill hat mir sehr gut gefallen. Er schafft es in einer sehr ruhigen Art einen ganz besonderen Grusel zu erzeugen. Dieser ist alles andere als direkt, auch wenn es zum Ende hin tatsächlich etwas “horrormäßiger” zugeht. Es ist eher das subtile zwischen den Zeilen, dass den Leser hier in Atem hält und genau das ist dem Autor wirklich gut gelungen.
Denn auch wenn die gesamte wirklich eher ruhig erzählt wird und keine extremen Schockmomente oder vor Blut triefende Seiten beinhaltet, hat es auf mich einen ganz besonderen Sog gehabt. Mir fällt es an dieser Stelle recht schwer, die passenden Worte dafür zu finden, doch beim Lesen war mir über weite Teile nicht klar, ob das Monster existiert oder ob es die Flucht eines Kindes in eine Traumwelt darstellt. Insgesamt aber ist es genau eine Mischung aus diesem.
Ich muss zugeben, dass ich Bücher des wohl bekanntesten Horrorautors seiner Zeit, H. P. Lovecraft, nie gelesen habe. Doch seine Darstellung des C’thulhu ist mir bekannt und so fühlte sich diese Geschichte, neben der Erzählung des Familiendramas, auch wie eine Hommage an den Autor an.
Hamill erzählt seine Geschichte chronologisch beginnend in den 60er Jahren mit dem Kennenlernen der Eltern der Familie Turner. In mehreren großen Abschnitten macht die Geschichte so einige Zeitsprünge, unterbrochen von Erzählungen, was in der Zwischenzeit geschah. All das wird durch den jüngsten Spross der Familie, Noah, erzählt. Wobei dies erst so nach und nach wirklich klar wurde, wer hier der Erzähler ist. Auch das führte mit dazu, das Gelesene noch intensiver nachzuspüren und brachte eine ganz besondere Atmosphäre mit.
In erster Linie wird aber auch die Geschichte der Turners dargestellt. Mutter Margaret wirkt selbstsüchtig, Vater Harry wie ein Träumer, die beiden Töchter sind völlig unterschiedlich und Noah, der seinen Vater nie kennenlernen durfte, wirkt wie das sich selbst überlassene, ungewünschte Kind. Doch irgendwie sind sie alle anders als sie wirken und in jedem einzelnen verbirgt sich so viel mehr. Ich kann nur sagen: Hut ab, Shaun Hamill, über diese wirklich gelungene und glaubwürdige Darstellung dieser Familie.
Mein Fazit
Wer bei diesem Buch einen grauenhaften Horrorroman erwartet, befindet sich auf dem Holzweg. Trotzdem hat dieses Buch einen ganz eigenen Horror und zum Ende hin wird das, was durch die ganze Geschichte hindurch subtil dargestellt wurde, klar und direkt. Das Buch ist etwas völlig anderes, als ich erwartet hatte und doch hat es mich nicht los gelassen. Eine Geschichte mit Grusel- und Mysteryelementen, ein subtiler Horror, der weitestgehend zwischen den Zeilen zu finden ist und doch auch eine großartige Darstellung einer nach aussen hin durchschnittlichen Familie. Sehr lesenswert!