Rezension

Anders ist doch nur anders

Americanah, English edition - Chimamanda Ngozi Adichie

Americanah, English edition
von Chimamanda Ngozi Adichie

Bewertet mit 4 Sternen

Ifemelu hat es in Amerika zu etwas gebracht, sie hat einen erfolgreichen Blog, eine Beziehung und ein reiches Sozialleben. Dennoch möchte sie nach über zehn Jahren in der Fremde wieder zurück in ihre Heimat Nigeria. Weshalb sie an einer amerikanischen Universität ein Stipendium bekam, weiß Ifemelu nicht, sie hat sich einfach beworben und wurde genommen. Natürlich kann sie sich diese Chance nicht entgehen lassen, obwohl sie dafür ihre große Liebe Obinze zurücklassen muss. In Amerika angekommen, merkt die junge Frau schnell, dass dort das Leben auch nicht so einfach ist. Um ihr Stipendium aufzufüllen, muss sie eine Arbeit finden. Doch wer stellt sie, die kein Arbeitsvisum hat, ein? Und wieso ist es hier plötzlich von Bedeutung, dass sie schwarz ist? 

 

Auf gepackten Koffern sitzend erinnert sich Ifemelu an ihre Kindheit, Jugend, die Studienzeit und ihren Werdegang in den USA. Langsam wird dabei nachvollziehbar wie ihr Entschluss, zurück zu gehen, reift. Die schweren Zeiten am Anfang, die es ihr unendlich peinlich erscheinen lassen als gescheitert heimzukehren, ihr langsamer Weg wenigstens in die Mitte der Gesellschaft, immer allgegenwärtig der unterschwellige Rassismus in den Vereinigten Staaten, wo die Schwarzen in der Hierarchie einfach nicht von unteren Ende wegkommen. Da bringt auch ein farbiger Präsident nicht mehr als einen Hoffnungsschimmer ins alltägliche Leben. Als Bloggerin ist Ifemelu gerade mit diesem Thema erfolgreicher als sie sich je erträumt hätte, doch gerade die Notwendigkeit des Blogs erfüllt sie mit dem Wunsch in einer Welt zu leben, in der dies einfach kein Thema ist und sie über normale Sachen schreiben kann. Und da ist ja auch noch Obinze, den Ifemelu nie vergessen hat.

 

Sehr anschaulich schildert die Autorin eine Welt, die ein normales mitteleuropäisches Bleichgesicht sich kaum vorstellen kann. Wie ihre Heldin nur wegen der Hautfarbe anders und damit leider schlechter behandelt wird, wie sie außen vor bleibt und sich eigentlich lediglich unter ihresgleichen unbeschwert bewegen kann. Wie sie unter dieser Behandlung leidet und sie schließlich nicht mehr erleiden will. Gerade die Erinnerung, dass die Hautfarbe in ihrer Heimat einfach keine Bedeutung hat, machen ihre Erlebnisse und Gefühle sehr nachvollziehbar, denn gerade das ist für „die Weißen“ ja selbstverständlich und so sollte es zwischen Menschen eigentlich immer sein. 

 

Ein sehr schönes Buch, das im Original nicht immer leicht zu lesen ist.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 31. Mai 2016 um 00:20

Fandest du? Nicht leicht zu lesen? Ich fands easy. Kurze Sätze.