Rezension

Anscheinend waren meine Erwartungen zu hoch

Schneewittchenfalle - Krystyna Kuhn

Schneewittchenfalle
von Krystyna Kuhn

Bewertet mit 2.5 Sternen

In der Vergangenheit habe ich mit den Büchern von Krystyna Kuhn immer recht gute Erfahrungen gemacht. Besonders ihre "Das Tal"-Reihe ist mir dabei sehr positiv aufgefallen. Nachdem ich jedoch von dem letzten Band der Reihe so furchtbar enttäuscht war, wollte ich unbedingt ein weiteres Buch von der Autorin lesen, um mich quasi mit ihr wieder zu versöhnen. Meine Wahl fiel dabei auf "Schneewittchenfalle" und ja... auch hier wurde ich an vielen Stellen enttäuscht. Ich möchte nicht unbedingt sagen, dass das Buch ein totaler Flop war, aber ich muss gestehen, dass ich von der Autorin deutlich mehr erwartet habe.

Der Schreibstil hat mir in anderen Bücher bislang besser gefallen. Die Szenen sind oftmals viel zu sehr in die Länge gezogen, manche Dialoge wiederholen sich und auch sonst waren mir die Figuren leider nicht gut genug ausgearbeitet. Die Geschichte liest sich jedoch leicht, flüssig und stellenweise auch spannend. Nur das Ende war mir stellenweise zu vorhersehbar und klischeehaft, sodass es mir zumindest dort an Spannung gefehlt hat. Die Dialoge waren stellenweise sehr anstrengend, was hauptsächlich an den unreifen Figuren gelegen hat. Krystyna Kuhn wollte sicherlich eine altersgerechte Sprache finden, allerdings waren die Dialoge meistens nur mit zickigen und unreifen Bemerkungen versehen, sodass ich diese oftmals als anstrengend empfand.

Die liegt besonders an Stella. Zugegeben: Sie hat eine harte Zeit hinter sich und muss den Unfalltod ihrer Mutter und ihres Bruder verkraften, während sie diesen selbst überlebt hat, sich aber nicht mehr an Einzelheiten erinnern kann. Dazu wird sie von ihrem Vater aus der gewohnten Umgebung gerissen, damit man die schmerzhaften Erinnerungen vergessen kann. Ich konnte verstehen, dass es ihr damit nicht gut ging und sie sich nicht auf neue Umgebung, eine neue Schule und neue Mitmenschen einlassen wollte, aber musste sie deswegen so unfassbar zickig, stur und oberflächlich sein? Auf der einen Seite schien sie mir sehr oft unsicher zu sein, auf der anderen Seite erschien sie mir wie eine verwöhnte Prinzessin, die nur das Beste erwartet. Beispiel: Ihr Vater erfüllt ihr endlich ihren großen Wunsch, nämlich eine E-Gitarre. Sie freut sich jedoch nur kurz darüber, weil sie die lieber in einer anderen Farbe gehabt hätte. Gut, ich bin schon deutlich aus ihrem Alter heraus, aber für mich war dieses Verhalten oftmals nicht ihrem Alter angemessen. Auch die anderen Figuren, wie z.B. ihr Vater, ihre Schulfreunde Robin und Antje oder auch die Freundin ihrer verstorben Mutter Pat, blieben erschreckend blass und man hat sie nie so richtig kennen gelernt. Sehr schade, denn so blieben sie allesamt fremd für mich und somit war ich nie so ganz mittendrin im Geschehen. 

Der sogenannte Horror, der für Stella auf der Insel stattfindet, ist gut inszeniert, allerdings merkt man dabei auch oft, wie kindgerecht die Geschichte doch stellenweise ist, da vieles, bis auf winzige Ausnahmen (Stichwort: Katze), als kindliche Streiche gewertet werden können. Die Auflösung der Geschichte ist dagegen sehr vorhersehbar und auch die Beweggründe hat man schon mehrfach in anderen Büchern gelesen. So erlebt man leider ein viel zu schnelles Ende mit viel zu vielen Klischees, die mich weder schockieren, noch überraschen konnten. 

Das Cover ist ganz nett, aber mehr auch nicht. Sicherlich passt der Apfel ganz gut zum Titel, zum Buch selbst jedoch nicht. Den Titel kann ich jedoch durch das Ende noch halbwegs verstehen, auch wenn ich mir vielleicht einen anderen Titel gewünscht hätte. Die Kurzbeschreibung ist dagegen gelungen und hat direkt Lust auf mehr gemacht.

"Schneewittchenfalle" ist sicherlich ein ganz netter Jugendthriller, jedoch in meinen Augen viel zu vorhersehbar und mit sehr unreifen Figuren bestückt. Dies ist bereits das zweite Buch hintereinander, bei dem mich die Autorin enttäuscht hat. Hoffentlich wird dies zukünftig wieder besser, ansonsten muss ich mich wohl schweren Herzens von ihr verabschieden. Dennoch: Wer die Thriller aus dem Arena Verlag mag, sollte auch diesem Buch eine Chance geben.