Rezension

Ansprechend präsentierter Geschichten-Adventskalender

Meine schönsten Weihnachtsmärchen -

Meine schönsten Weihnachtsmärchen
von Brüder Grimm

Bewertet mit 4.5 Sternen

Hinter dem zauberhaften Cover-Motiv, einer tierischen Bescherung im Wald, verbirgt sich hier eine umfangreiche Sammlung von Weihnachts- und Wintergeschichten, eine für jeden Tag im Advent. 
Darunter finden sich echte Klassiker wie mehrere Werke der Brüder Grimm (z.B. Frau Holle) und von Hans Christian Andersen, eine Nacherzählung der Geschichte von Jesu Geburt aus der Sicht des Eselchens sowie auch allerlei unbekanntere, aber nicht minder lesenswerte Beiträge. Dabei gibt es sogar etwas zu lernen, beispielsweise wie das wohl berühmteste Weihnachtslied „Stille Nacht“ entstanden ist oder wer den ersten Adventskalender erfand.

Einen wichtigen Beitrag zum ansprechenden Gesamteindruck liefern die enthaltenen Illustrationen – mit liebevollen Details und hübschen Farben laden die zahlreichen kleinen bis hin zu ganz- oder sogar mal doppelseitigen Bilder zum Entdecken ein. Dabei haben mir ganz besonders die abgebildeten Tiere gefallen, wie schon auf dem Titelmotiv. Aber auch verschneite Landschaften, geheimnisvolle Wichtelmänner, altmodische Spielzeuge und vieles mehr erfreuen den Betrachter. Noch dazu überzeugen der schicke Einband und das hochwertige Papier des Buches.

Insgesamt werden kleine und große Leser oder Zuhörer viel Freude an dieser Sammlung haben, schön stelle ich mir das Ganze als lesbaren Adventskalender von Gute-Nacht-Geschichten vor. 
Etwas gedämpft wird der Gesamteindruck für mich nur durch die in meinen Augen zu traurigen Andersen-Märchen – Das Mädchen mit den Schwefelhölzern oder Der standhafte Zinnsoldat haben definitiv noch nie zu meinen persönlichen Lieblingsmärchen gehört. Sprachlich ohne Zweifel sehr schön, aber durch die Enden nicht nur für kleinere Kinder ziemlich deprimierend. Ich habe ja nichts gegen z.B. die realistische Darstellung von Armut, aber diese gelingt auch Charles Dickens in der enthaltenen Geschichte Die Apfelsine des Waisenknaben, ohne dass dabei gleich auf ein hoffnungsvolles Ende verzichtet wird. Die Botschaft „erst im Tod wird der Protagonist glücklich“ (wenn überhaupt) ist nicht mein Fall und passt für mich auch nicht so gut zur adventlichen Vorfreude. Zum Glück muntern einen die anderen Geschichten, wie etwa eine Bescherung in der Speisekammern für die verfressene Mäusefamilie, dann wieder auf.