Rezension

Anspruchsvoll überladen

Die Insel des vorigen Tages - Umberto Eco

Die Insel des vorigen Tages
von Umberto Eco

Bewertet mit 3 Sternen

Ecos Roman ist Anspruchsvoll, keine Frage. So schreibt er und so möchte er auch schreiben. Die Leserin ist gefragt und muss sich auch geistig darauf einlassen wollen. Für mich war der Roman einerseits Genuss, sprachlicher vor allem. Andererseits aber auch langatmig und gefühlte 1000 Seiten lang. Sicher auch, weil man diese Art des Erzählens nicht mehr gewohnt ist. Weitschweifig, ausufernd, blumig in mancherlei Hinsicht. Vollgestopft mit allen möglichen philosophischen Ansätzen und Denkmustern des 16. Jahrhunderts. Aber auch jede Menge anderer Anspielungen und sogar fast schon Shakespeare-esken Formulierungen. Definitiv ist mir auch Einiges entgangen. 

Einerseits interessant, andererseits aber auch irgendwie banal, er scheint einem Ecos Spiel mit der Identität von Erzähler, Werk und Autor. Durch die Figur des Robertos vermischt sich diese Ebene sehr stark mit einander, auch wenn immer klar ist, der Erzähler (und nicht der Autor) hat das letzte Wort. Auch wenn eigentlich der Autor diktiert, das es so ist. Die Doppelbödigkeit der Literatur ist hinreichend bekannt und nichts Neues. Allein die Art wie Eco diese Eben vermittelt, ist dann wiederum auf höchstem Niveau und durchzogen von allerlei Philosophischem Gedankengut, da ich mich in der Philosophie aber nur sehr rudimentär auskenne, ist mir auch hier wohl sicher viel entgangen. 

Nach meiner Ansicht funktioniert der Roman nur teilweise ohne die Hilfe von zusätzlicher Literatur. Die Handlung um Robertos Leben erscheint nur als Rahmen für diese ganzen Ausschweifungen die Eco hier macht. Deshalb finde ich "Die Insel des bisherigen Tages" nicht so gut gelungen. Eine gute Geschichte funktioniert auch ohne, für mich funktioniert der Roman aber nur, wenn man das Wissen hat um die Gedankengänge die hier stattfinden auch zu erkennen. Sonst fragt man sich, was das eigentlich soll.