Rezension

Armut, Mythen und Magie - und ein Feuerwerk an Ideen

Broken Lands - Kate Milford

Broken Lands
von Kate Milford

Ich finde das Cover wunderschön - es vermittelt meiner Meinung nach sehr gut die Mischung aus Fantasy und Geschichte, die das Buch ausmacht. Im Buch finden sich übrigens auch weitere großartige Illustrationen der Künstlerin, Andrea Offermann, die das Titelbild gestaltet hat, und sie sind eine wahre Bereicherung für einen ohnehin fantastischen Roman!

Das Genre "Historic Fantasy" / "Fantastic History" ist bisher eher ein Stiefkind des Genres "Fantasy" - spontan fallen mir nur wenige Beispiele ein, wie zum Beispiel die Jugendbücher von Chris Moriarty. Dabei bietet es so viele spannende Möglichkeiten, und Kate Milford schöpft in ihrem Buch aus dem Vollen! Sie hat unzählige originelle Einfälle verarbeitet, ein wahres Feuerwerk an Ideen, die frisch und neu sind. Ich hatte nicht ein einziges Mal das Gefühl: sowas habe ich schonmal gelesen. Sie hat eine Welt geschaffen, die unserer wirklichen Welt sehr ähnlich ist, nur eben voller Magie und fantastischer Kreaturen. Einerseits erfahren wir ganz nebenbei Dinge, die in unserer Realität wirklich so waren - durch Sam erhaschen wir einen Blick auf das Leben nach dem amerikanischen Bürgerkrieg, und durch Jin einen Blick auf die chinesische Kultur -, und andererseits webt die Autorin Folklore, Mythen und Märchen zu einem bunten Teppich.

Ich fand das Buch sehr spannend, denn Jin und Sam müssen sich einer Herausforderung und Gefahr nach der anderen stellen - es steht nicht weniger auf dem Spiel als das Schicksal zweier Städte und derer Bewohner! Für mich gab es keine Längen oder schleppende Passagen.

Wenn in einem Buch sehr viele Charaktere vorkommen, habe ich oft das Problem, dass ich durcheinander komme und zurückblättern muss, um noch einmal nachzulesen. In "Broken Lands" werden uns direkt eine ganze Reihe an Charakteren vorgestellt, aber sie sind alle so voller Leben und Individualität, dass ich sie mir schnell merken konnte. Im Mittelpunkt stehen Sam und Jin, und sie sind beide ganz wunderbare Protagonisten. Sie hatten kein einfaches Leben und haben trotz ihrer jungen Jahre schon einiges an Verlust und Schmerz durchlebt. Besonders über Jin erfährt man im Verlauf des Roman viel Schlimmes. Aber dennoch sind alle beide mutig und entschlossen, loyal und selbstlos. Ich habe sie schnell ins Herz geschlossen!

Apropros Herz: man sollte in diesem Buch keine schnulztriefende Liebesgeschichte voller heißer Küsse und Sexszenen erwarten. Zwischen Jin und Sam entwickeln sich romantische Gefühle, aber da Jin in ihrer Vergangenheit sehr verletzt worden ist, kann sie sich nur langsam darauf einlassen, auch nur eine tiefere Freundschaft zu Sam zuzulassen. Und dennoch gibt es in "Broken Lands" Szenen, die herzzerreißend romantisch und anrührend sind - auf eine leise, zarte Art. Wunderwunderschön.

Der Schreibstil ist grandios und vermittelt mühelos Atmosphäre und Spannung. Ich werde definitiv die Augen offenhalten und auf weitere Bücher der Autorin hoffen.

Ich möchte das Buch wirklich jedem empfehlen, der gerne Fantasy liest und Lust auf etwas ganz Neues, Eigenes hat. Hier gibt es keine Vampire, Werwölfe, Engel oder Dämonen - stattdessen gibt es Unheimliche Wanderer, Hüter der Stadt und Flammenmeister. Ich fand es einfach nur grandios!